12.10.-17.11.10 -Berlin, Frankfurt, Kronberg, Jacare in Brasilien-

Unsere Anreise 12.10-13.10.2010 –von Berlin nach Kronberg, bei Frankfurt/Main, nach Jacare; Brasilien über Salvador de Bahia und Recife-:

Morgens gegen 9 Uhr haben wir mit zwei prall gefüllten Reisetaschen –je 30kg! davon je25kg Ersatzteile!!!!!- unseren Zug in Richtung Frankoforte bestiegen. Wir haben beide ein gutes Gefühl, haben irre viel weggeschuffelt und hoffen sehr, dass wir zuhause alles so vorbereitet haben, das wir unsere Freundin Biggi nicht allzu oft bitten müssen, in der Wohnung nach Post und dem Rechten zu sehen…hab‘ Dank, hab‘ Dank du Liebe! Im Zug fällt alles ab, haste auch an das gedacht und haste auch noch dort hingeschrieben, alles weg….weil jetzt kann man es eh‘ nicht mehr ändern, wir sitzen einfach nur da und freuen uns …Bogo wir kommen!

Das Angebot von unserer Freundin Birgit, doch die Nacht vor unserem Abflug bei ihr in Kronberg zu schlafen, ist dann so verlockend, sich noch mal zu sehen… zumal das beinhaltete folgende, weitere Annehmlichkeiten:

Ankunft in Frankfurt zur Mittagszeit, keine Frage, da gehen wir natürlich ‚grüne Soße‘ essen im Steinernen Haus, in der Nähe des Römers. Ein Genuss und –wie man anhand der Fotos sieht-, fast wurden noch die Teller abgeleckt…zzzzz, von wem wohl! Wir schlenderten in meiner alten Heimat über den ‚Eisernen Steg‘, bestaunten mal wieder die Frankfurter Skyline, ließen uns hoch schießen via Fahrstuhl auf den HeLaBa Tower -200m hoch, 56 Etagen- und bewunderten die Aussicht…ganz warm ist mir dabei ums Herz geworden…mein Frankoforte! Danach ging es wieder zurück in Richtung Hauptbahnhof, über die Deutsche Bundesbank, die in der Nähe des Hbf’s bis 1972 Ihren Hauptsitz hatte. Für Frank natürlich ein MUSS

Unser abgebunkertes Gepäck aus den Schließfächern gewuchtet und ab in die S-Bahn.

Und da steht sie auch schon, die liebe Birgit…holt uns ab, versorgt uns, beköchelt uns, wir trinken, essen…-lecker!-,  schwatzen und fallen irgendwann sehr müde ins Bett. In der Früh geht es zum Flughafen, in nur 15min…irre…kurzer Abschied von Birgit-Schatz…   tschüss, ich komm‘ euch besuchen und schon stehen wir vor dem Condorschalter. Die Waage zuhause war also doch richtig und so checken wir ein, -60kg- und trollen uns auch schon zum Gate. Nein, wir wurden nicht vom Sicherheitscheck ausgerufen, zu unserer großen Verwunderung, aber doch auch zur Erleichterung. Die Maschine ist voll, aber Dank div. Filme für mich -ich zerre mir alles was bewegte Bilder hat rein…wer weiß, wann es das, das nächste Mal gibt…smile- und ein, zwei Bierchen für Frank, der danach ratzt wie ein kleiner Bub, geht die Zeit schnell vorbei.

Der Zwischenstopp in Salvador de Bahia ist kurz und schweißtreibend…sollten wir doch 1,30min Aufenthalt haben, am Ende ist es nur ein knappes Stündchen. Behördengedöns wie überall auf der Welt, irre Hitze…uns und allen anderen Weitereisenden nach Recife wird ein Mister Hollywood ans Herz gelegt, der bringt uns dann…wo auch immer hin. Das Gepäck sollte doch durchgecheckt sein bis Recife, Frank glaubt dem Servicepersonal in Frankfurt…ich aber glaube nicht dem Servicepersonal in Salvador und so bestehe ich beharrlich darauf, argwöhnisch wandert mein Blick zwischen Gepäckband und der unbarmherzlichen Uhrzeit hin und her… und da kommt das erste Täschchen, Frank mittlerweile in der greif-zu Position und noch ein bisschen, da kommt das zweite, leicht händelbare Täschchen, puh, Glück gehabt! Noch 20min…Mister Hollywood erweist sich nun als recht pfiffig, wir sind mit einer Brasilianerin die Letzten und werden einfach einen Gang NEBEN der Zollabfertigung durchgeschleust…auch nicht schlecht, dann heißt es warten… noch 15min… dann sollen wir fix machen und rein gequetscht mit den leichten, gut händelbaren Täschchen in den Fahrstuhl… dann, vor den Schalter der GAP, die uns nach Recife bringen soll…noch 12min… ca.25 Leute vor uns… ich merke, wie mir jetzt doch der Schweiß ausbricht… Mister Hollywood hat nun abgegeben an einen Kumpel, der greift nun mal durch, Schwups sind wir auch schon dran, eingecheckt…noch 8min…und weg ist er, der Kumpel von Mister H.! Fremder Flughafen, überall steht alles, aber nur in Ausländisch, sprich kein Englisch, Spanisch…von Französisch oder Deutsch gar nicht zu reden…nur Portugiesisch… noch 6min… kurze Phase der Orientierung und Frank sieht es zuerst… unser Gate… losgesprintet… und die Bordkarte und rein gehuscht…ächtz, ich bin platt und der Lange auch! Noch ein gutes Stündchen Flug und die bange Frage, hat unser Gepäck es auch noch geschafft und lagert irgendwo unter uns???

Es lagerte!

Gelandet und durch die Kontrolle und nun? Wir teilen uns auf, Frank druckt Geld und ich löchere die Touri-Info, wann geht der nächste Bus und von wo nach Joao Pessoa??? Mittlerweile haben wir fast 20h Anreise hinter uns und sind doch etwas müd… nächster und letzter Bus in 30min ab dem zentralen Busbahnhof, der ca. 25 Autominuten entfernt ist…hahaha!!! Frank kommt wieder, mit frisch gedrucktem und entscheidet kurz und schmerzlos: Taxi! Wir gönnen uns also nach einiger Schacherei und runterhandeln ein Taxi zu Bogo…Fahrtzeit gute 1,5h.

Im Dunkeln kommen wir an und da liegt sie, unsere Dicke! Wir sind beide ganz gerührt… hieven mit dem Securitymann die leichten, händelbaren Täschchen hoch und streicheln die Dicke! Gönnen uns noch ein kühles Helles an der Bar, setzen uns aber ab vom Trubel, mit Blick aufs Wasser und auf Bogo… das andere Leben hat uns wieder!

Die erste Woche 14.10.-20.10.2010:

Zuerst einmal wird natürlich ausgeschlafen, am ersten und am zweiten Tag. Die Hitze ist doch so ein bisschen wie ein Keulenschlag, aber wir haben es wohl noch ‚gut‘ getroffen, so ist es doch etwas wolkig und windig dazu…am Abend des ersten Tages erlauben wir uns schon solche Satzbaustellungen wie: coole Akklimatisierung, geht ja schon richtig gut… wobei man dazu sagen muss, ausgeschlafen und nix ausgepackt, oder nur wenig, somit bislang keine körperlichen Arbeiten. Tag zwei bringt dann die Ernüchterung! Sengende Hitze, kein Windzug und um 9 Uhr morgens schon 39° Grad, d.h. du wachst um 8 Uhr auf und schwimmst in deiner eigenen Brühe…… lecker! Wer soll so arbeiten? Wir beschließen ab Tag drei um 5 Uhr morgens aufzustehen, weil wir sonst nicht arbeiten können. Frank der Weise, macht schön langsam am Tag zwei… ich aber meine, man könne ja ruhig mal auspacken… binnen 10min habe ich das Schiffsinnere in ein Schlachtfeld verwandelt, überall liegen Ersatzteile, Zubehör, Bücher und und und… Frank geht ne‘ Runde spazieren… und ich räumel. Wir planen also ab Tag drei um 5 Uhr morgens aufzustehen und 3x am Tag in den hiesigen Pool, für mich zur Abkühlung und für Frank als Therapie für seine Schulter. Entgegen seiner Devise dann doch ins gechlorte Wasser, der Therapie und der Abkühlung wegen.

Tag drei, 5 Uhr morgens hat dann für mich parat: ich kann mich nicht mehr regen und strecken, mein Rücken tut so weh, Hexenschuss, Nerv eingeklemmt, verhoben… ich weiß es nicht, das ist die Quittung von Tag zwei… ich Ruhe und schaffe es keuchend 3x in den Pool. Beargwöhne die Berge von Mitgebrachten und nicht verräumelten Sachen, kann mich nur schwer beherrschen… hahaha, wäre eh‘ nichts gegangen. Die Schmerzen werden immer größer, nachmittags nehme ich eine Tablette und kurz danach noch eine, dann wird es besser. Frank räumelt so vor sich hin… Das Therapiebecken bringt uns beiden Erholung von Hitze und Schmerz.

Tag vier, 5 Uhr morgens… vorsichtig recke und strecke ich mich… strahle, schmerzfrei ‚springe‘ ich in den Pool –Wassertiefe 1,50m-, nun ja ein bisschen zieht es noch, aber ansonsten alles gut. Wir räumeln beide den ganzen Tag vor uns hin…Werkstatt ausräumen, Windfahne montieren, Ersatzteile sortieren und verräumeln, man kann ja nicht alles sofort ein und umbauen… versuchen Ordnung in das Chaos zu bringen und entdecken, das wir Mitbewohner haben, eine kleine Schwalbenfamilie hat sich in den Baum eingenistet, so müssen wir uns bemühen, selten hinten zu werkeln, damit die Mama Schwalbe & der Papa Schwalbe auch zum Futter Nachschub anfliegen können. Abends gehen wir auf ein Kaltgetränk in die Bar und Schwups haben sich viele Segler eingefunden: Argentinier, Brasilianer, Japaner und wir zwei. Frank schleicht sich irgendwann aufs Schiff, zu viel Mensch auf einmal, ich bleibe noch und werde herzlichst eingeladen, alles mitgebrachte Essen zu probieren. Ein Sprachgemisch aus Englisch & Spanisch halt mir noch hinterher, als auch ich mich dann verabschiede, die Müdigkeit hat mich eingeholt… konnte erste Spanisch Kenntnisse anwenden…sehr gut!

Tag fünf, Wecker wie üblich und ich radel in der Früh zum Supermarkt, dieser hat leider zu…heute ist Feiertag! Das erklärt auch die Lautstärke und Intensität der Musik am gestrigen Abend…gegen 3 Uhr habe ich das letzte Mal auf den Wecker geschaut. Die Menschen hier haben wahrlich ein ganz anderes Geräuschempfinden, wobei ich und wir ja gar nichts gegen laute Musik haben, nur wenn es so verzerrt, bis zur Unkenntlichkeit, der/die Sänger sich nur noch als Geschrei anhören, dann ist es schwer zu ertragen. Als ich also zurück komme, von meinem Einkaufsversuch, habe ich das Gefühl, mir platzt der Kopf…heute ist mit Abstand der heißeste Tag, dazu wenig geschlafen… wir strecken beide um 11 Uhr die Flügel, nichts geht mehr…für heute hat uns Brasilien geschafft!

Tag sechs, der zweite Einkaufsversuch ist erfolgreich und so beköchelt uns Frank heute Abend mit Hühnercurry. Die dritte und vierte Portion wird eingefroren für unseren nächsten langen Törn. Ich habe mittlerweile fast alle Lebensmittel gesichtet und kontrolliert. Dank super Tipps von anderen Seglerin…liebe, liebe Daphne… haben wir nur 2x Befall von krabbelnden Wesen, die aber doch in der Plastikdose geblieben sind… Gott sei Dank! Haben schon gruselige Geschichten von Kakerlaken Vervielfältigung gehört, während die Leute mal ein paar Monate zuhause waren….Horror! Frank hat den Generator wieder repariert, bastelt und installiert… noch ist viel zu tun. Abends wird diskutiert, wie wir weiter segeln wollen…mich gelüstet es schon wieder nach Neuem… Frank ist noch in der Phase, in einem Ruck nach oben…mal sehen, wie wir uns entscheiden.

Tag sieben, heiß ist es, wir frequentieren das Therapiebecken heute 4x, Franks Schulter wird langsam besser, wir haben das Gefühl, es zischt, wenn man in den Pool geht… köchel heute Lasagne und Kirschkuchen, da freut sich der Skipper… Portion 3 und 4 werden –wie üblich- von beidem eingefroren…langsam füllt sich die Tiefkühltruhe. Uns juckt es in den Fingern…bald geht es los…würden gerne schneller arbeiten, aber die Hitze ist leider etwas kontraproduktiv.

Die zweite Woche 21.10.-27.10.2010:

Heute haben wir uns den ersten ‚Austag‘, sprich Urlaubstag genommen und sind an den Strand geradelt, haben aufs Meer geschaut, sind schwimmen gegangen, haben geschlemmert, uns mit Schutzfaktor 30 eingecremt, im Gesicht mit 50zig und einfach mal die Seele baumeln lassen… hat richtig gut getan!

Richtig weggeschafft haben wir am nächsten Tag, Wasserpumpe ausgetauscht, Leinen kontrolliert, Hauptmotor –Mister Lehmann- gewartet, Wassertanks gereinigt  und sind belohnt worden mit brüllendlauter Musik bis früh am Morgen…Freitagabend halt!!!

Leicht gerädert sind wir heute unserem morgendlichem 5 Uhr Ritual nachgegangen, Therapiebecken, Frühstück und dann haben wir die Gunst der Stunde genutzt…Windstille und haben unsere Genua hoch gezogen, der riesen Lappen, mit über 66qm, da darf kein Lüftchen sein. Ich am kurbeln, und Frank am einfädeln, zwecks Schonung der Schulter… bin schweißgebadet danach, aber sie ist oben, passt und alles ist gut! Mit Atillio –dem hiesigem Mann für alles in der Marina- wird heute getankt, wackelige Angelegenheit mit Kanistern vom Dingi aus. Aber danach kann der Generator seinen Probelauf absolvieren…alles gut. Frank reinigt auch noch zuvor die Dieselleitungen und wechselt die Filter… wir arbeiten ab! Am späteren Nachmittag laufen wir die 2km zur Busstation und halten ein hiesiges Auto an, welches uns für 2,- Real, ca. 80 Cent zur französischen Warenhauskette Carrefour fährt…ca.8-10km entfernt…mal sehen, was man dort evtl. noch bunkern kann. Lebensmittel sind extrem teuer in der Karibik und alle und jeder versucht so viel als möglich hier zu bunkern…wobei Brasilien auch nicht gerade günstig ist.

Die nächsten Tage sind sehr arbeitsreich, vom schrauben, bauen und frickeln zu vorköcheln. Blumenkohlsuppe, Linsensuppe und ‚Gulasch a la Rümeland‘…die Gerichte haben sich wahrlich bewährt auf der Atlantiküberquerung. Aber diese intensiven Tage, sie werden immer wieder unterbrochen und bereichert, durch so schöne Aktionen, wie das Barbecue der Nationen…meine Bezeichnung: jeder bringt etwas mit und alle grillen zusammen: Argentinier, Brasilianer, Norweger, Franzosen, Schweizer, Amerikaner, Dänen, Engländer, Japaner und die deutsche Vertretung: wir zwei beide. Amtssprache ist Englisch, die Kinder von div. Schiffen sind auch dabei, trollen sich aber später zum Film gucken… smile… ebenso die Hunde und Katzen und so mischt sich eine bunte Truppe zusammen, sehr nett und sehr, sehr schmackhaft!

Am nächsten Tag fahren wir mit den Engländern Joan & Graham von der SY Karma nach Joao Pessao zu einem Laden der nennt sich SAL & BRASA….ein Gedicht. Du kannst solange und so viel essen, wie du möchtest zum fixen Preis von 25,-Real, ca. 12,-€… Sushi, viele Salate, viel Gemüse und Fleisch zum abwinken. Es gibt dann am Tisch so ein kleines Kärtchen, eine Seite rot heißt: Stopp, ich mache Pause und eine Seite grün: ja ich möchte….zuvor bedient man sich am Buffet und das Fleisch wird einem dann am Spieß immer und immer und immer wieder kredenzt. Wobei es alles gibt: Schwein, Rind, Lamm, Huhn, Herzen, Filet, Lende, Würstchen einfach alles! Unser Kärtchen ist immer grün… Segler halt, ausgehungertes Volk! Joan und ich…schlemmern im Sushi und Graham und Frank, neben ein wenig Sushi… bekommen Fleisch bis zum abwinken.

Das kollektive Fressen wird am nächsten Tag, mit viel intensiver Arbeit abgearbeitet, von der wir uns gerne mal ein Stündchen zum Kaffee trinken ablenken lassen von Joan & Graham. Dieses Kaffee trinken hat uns aber den endgültigen Anstoß gegeben, eine weitere Baustelle aufzumachen…als ob wir davon nicht genug hätten…hihihi! Unsere  neue Edelstahlkette hat nämlich einen Lochfraß, ja, ja, man soll es kaum glauben. Niemandes Schuld, es gibt einfach sehr unterschiedlich V4A Materialen, wie wir mittlerweile wissen… und die wenigsten sind geeignet für Meerwasser mit einem hohem Salzgehalt und hohen Temperaturen. Wer hätte das gedacht?! Tja, man lernt nie aus… jedoch ein weiterer Grund für die erfolgte Elektrolyse sind die verschiedenen Metalle, die auf Bogo zusammen kommen.

Das Schiff ist aus Stahl, also der Ankerkasten ebenso, die Kette aus V4A, sprich Edelstahl und der Anker aus Eisen…drei Metalle… das geht gar nicht. Graham hatte über 30 Jahre eine eigene Werft in Irland und konnte uns fachlich super gut helfen. Wir hörten schon von dem Problem von anderen Seglern, einige Ratschläge sickerten auch zu uns durch, aber diese Erklärung vom Fachmann, erschien uns nun doch sehr einleuchtend. So werden wir Kork, Gummimatten oder ein ähnliches Material kaufen, um den Ankerkasten maß genau auszukleiden, inkl. einem Sieb für den Ablauf und einer dementsprechenden Konstruktion. Außerdem werden wir noch eine Opferanode an den Anker schrauben, um auch hier den unterschiedlichen Metallen entgegen zu wirken. Der Ablauf, der natürlich zuvor gereinigt werden muss, da er immer mal wieder verstopft von kleinen Muscheln, die man mit der Kette hoch zieht … das wird uns sicher 3-4 Tage kosten, aber es ist nötig, hängt doch das ganze Schiff an der Kette!!!

Die dritte Woche 28.10.-03.11.2010:

Am 28. habe ich meinen ersten Proviantierungseinkauf gemacht, bin vormittags zum Supermarkt gelaufen und dann mit vollgeladenem Taxi zurück gekommen. Zuerst wollte Frank mitkommen und natürlich helfen, aber ich brauche doch den Platz!!! Also bin ich alleine los…von Toilettenartikel bis über Dosen, Säfte, 1,5l Flaschen Wasser -90 Stück-, bisschen Limo zum mischen, über Milch und und und zu 114 Dosen Bier. Kommentar meines Skippers: Schatz, das ist eindeutig zu wenig Bier-!-…zzzz! Abends waren wir zum Sundowner Snack bei der SY Karma eingeladen und das wurde für unsere Verhältnisse echt spät, weil es halt auch sehr nett war, wenn man immer so um 5 Uhr aufsteht, dann ist man um 22 Uhr echt platt!

Zum Ende der Woche, am Freitag , den 29. ist zwar kein Ende der zur verrichteten Arbeiten abzusehen, aber wir machen uns mit dem Bummelzug auf in die Stadt, nach Joao Pessoa. Ich mit dem Gedankengut: bummeln, schlendern, Kaffee trinken, Fotos machen, Museum, Architektur, Menschen gucken, essen gehen und ein bisschen auch mit dem Ziel: nebenbei Teile für die Auskleidung des Ankerkasten zu checken. Frank hat im Prinzip ANKERKASTEN auf der Stirn stehen. Soll ich euch verraten, wie der Tag abgelaufen ist? Wir haben ALLE Teile für den Ankerkasten gecheckt, verglichen und dann auch gekauft. Uns nebenbei noch eine Konstruktion für die Bodenplatte über dem Ablauf überlegt, mein kreativer Vorschlag wurde vom Skipper eins zu eins angenommen!!! Zuzüglich einen neuen Schalter für das Bugstrahlruder, der auch kaputt gegangen ist und noch allerlei anderes für Bogo. Aber ich möchte mich nicht beschweren, es war ein schöner und erfolgreicher Tag, ich habe zwar wenig Fotos gemacht, nur ein bisschen, doch haben wir uns auch neue Sachen angeschaut, wie z.B. die wirklich großen Markthallen. Außerdem auch noch einiges anderes an Architektur, unter anderem das Kloster Sankt Benedikt -Mosteiro de Sao Bento- und ein Haus, sehr schön…siehe Fotos, mit metallischem Zirkeln, im Gitter, vor der Haustür. Leider konnten wir nicht rausfinden, wer hier einmal gewohnt hat. Wir haben mal wieder Kokosnussmilch pur getrunken…lecker, waren gut essen und ich habe eine Hängematte für Außen für das Vorschiff bekommen……. genial! Wenn die hängt, am ersten Ankerplatz, DANN ist wahrlich Urlaub angesagt! Und an dieser Stelle sei mal wieder erwähnt, wie irre freundlich und hilfsbereit die Brasilianer sind, jeder versucht beim suchen des passenden Schalters zu helfen…trotz Sprachbarrieren, da wir nur ein rudimentäres Portugiesisch sprechen, aber es ist gar immer viel Fröhlichkeit und Leben dabei, mit Händen und Füßen wird geantwortet, ja sogar noch mal auf der Straße angehalten, weil uns der eine Verkäufer wieder erkennt, der gerade Mittag meint, nein, nein, hier seid ihr falsch, da müsst ihr lang…wir haben dieses freundliche Volk wahrlich in unser Herz geschlossen!

Den Samstag verbringt Frank im Prinzip mit der Reinigung des Ankerkasten, es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie ein so großer Mann in einen so kleinen Kasten rein passt –siehe Fotos-?! Leider kann ich da wenig helfen…meine Arme sind einfach zu kurz, außer innen Ventile auf und zu machen, Kaltgetränke anreichen und Wunden versorgen…musste mir mehrmals eifrig das Schwesternhütchen aufsetzen, da der Gute sich dann doch immer wieder Flächen Haut einreißt, alles sehr Scharfkantig!!! Desinfizieren, tupfen, gut zureden und Pflastern… alles Gelernte von unserem Medizinkurs wird angewendet. Nebenbei gehe ich zum zweiten Proviantierungsmarathon über… neben allerlei Lebensmittel kaufe ich auch noch mal flüssige Nahrung…weitere 84 Dosen Bier….jetzt ist aber gut!

Am Sonntag schuffeln wir weiter, Frank am Ankerkasten, ich am räumeln, nebenbei waschen, verstauen und zur Mittagszeit gönnen wir uns: -all you can eat- in der günstigen Variante für 9,-Real, ca. 4,-€. Dazu noch zwei Bier geteilt und das schießt mir ja bei den Temperaturen mittags die Lichter aus. Um 17.00 Uhr schwächel ich und melde mich bei meinem Skipper für ein kleines Nachmittagsschläfchen ab, der nutzt die Gunst der Stunde und folgt mir binnen 2 Minuten. Wir wachen am nächsten Tag um 5 Uhr morgens von alleine auf!!! Irre, das hat das Körperchen wohl gebraucht, ja, die Hitze kann einen echt schaffen! So haben wir auch die heutigen Wahlen im wahrsten Sinne des Wortes ‚verschlafen‘. Aber der Ausgang war ja abzusehen: Lula, der ehemalige Präsident dufte nicht wieder gewählt werden und so hat er seine Nachfolgerin in jeder Form protegiert: die neue Präsidentin dieses ca.185 Mio. Menschen großen Landes heißt nun Dilena Rousseff. Nur hat sie ein schweres Erbe zu stemmen, Lula der im Prinzip die Früchte geerntet hat, von der hervorragenden Vorarbeit von seinem Vorgänger Henrique Cardoso, insbesondere was die Hyperinflation anbelangt, so hat er auch viele soziale Projekte ins Leben gerufen, die insbesondere der armen Bevölkerung zugutekam. Natürlich ist dadurch seine Beleibtheit extrem hoch und die Erwartungshaltung an Frau Rousseff hoch. Aber man kann halt nicht ‚nur‘ bezahlen, soziale Projekte ins Leben rufen und keine Einnahmen verbuchen. Also was nützt all‘ dies, wenn man z.B. seine Rohstoffe, die in diesem Land ja durchaus vorhanden sind, nicht zu nutzen und zu veredeln weiß? Und somit nicht exportiert??? Der Real macht es uns Seglern und auch all’ den anderen Touristen nicht leicht, er ist so stark, dass das Leben hier wirklich teuer geworden ist, gemessen daran was man dafür bekommt…verkehrte Welt. Es bleibt trotzdem ein spannendes Land, dessen weitere Entwicklung uns alle beeinflussen könnte…bei 185 Mio. kein Wunder…!

Leider folgte auf diesen Marathonschlaf von uns beiden am nächsten Tag eine etwas lästige Aktion, die viel zusätzliche Arbeit verursacht hat: Multitasking heißt das Zauberwort. Beim Wassertank auffüllen und div. anderen Arbeiten nebenbei, ist meinem Skipper ein kleines Missgeschick passiert, das ich hier und jetzt und überhaupt gar nicht weiter ausführen möchte…….kurz und gut, der Wassertank ist übergelaufen. Was DAS bedeutet, insbesondere bei einem Stahlschiff, das kann man sich auch als Laie vorstellen: komplette Bilgen müssen leer geräumt werden…wohlgemerkt: 200 Bierdosen, 90 Wasserflaschen, Säfte, Milch, Limo….. weil man natürlich alles trocken legen muss…ein Stahlschiff rostet wenn, dann von innen durch und nicht von außen! Nebenbei sei bemerkt, das mir etwas ‚ähnliches‘ auch schon mal passiert ist… Die Stimmung auf der Bogomil war zwar ausgeschlafen, aber ansonsten etwas angespannt, verständlicher Weise. Ich habe mir dann jeglichen Kommentar verkniffen, hackeln, sprich abarbeiten war die Devise!

Die nächsten Tage sind vollgepackt, abends sitzt man mal in einer netten Runde in der Bar zusammen, aber uns drängt es, wollen wir doch in See stechen. So hackeln wir so viel wie es halt geht, gönnen uns aber mittags seine Auszeit. Nochmal geht es nach Joao Pessoa, es werden neue Keilriemen für Herrn Lehmann gekauft, eine neue Anlasserbatterie für den Generator, 6 verschiedene Farben Stoffe, zum nähen von Gastlandflaggen und div. Kleinzeug.

Die vierte Woche 04.11.-10.11.2010:

Die Tage verbringen wir wieder wie üblich, mit räumeln, basteln…köcheln. Ich schleife unseren Tisch in der Plicht ab und streiche neu, schleife und streiche. Und so langsam bekommt alles seinen Platz…wir planen nun am Montag 08.11. auszuklarieren und am Dienstag 09.11. oder Mittwoch drauf in See zu stechen. Gesetzt dem Fall, das Wetter ist mit uns, der Wind, die Welle und die Strömung.

Am heutigen Samstag gönnen wir uns noch mal einen ‚Austag‘ und fahren nach Olinda, ein Vorort von Recife. Olinda die Schöne! Beide Städte nur 7km voneinander entfernt, aber doch von hier aus eine 2 stündige Busfahrt bis Olinda und schwups ist man in einem neuem Bundesland. Liegt doch Jacare in Paraiba, so sind wir jetzt in Pernambuco. Diese Reise kann man natürlich auch mit dem Schiff machen, aber die Städte sind gen‘ Süden und somit nicht auf unserer Route. Auch müsste man einklarieren und ausklarieren, da dies ein anderes Bundesland ist…so, mit dem Bus, müssen wir nix und sind ganz normale Touris. Wir nehmen den frühen Zug -7.30- nach Joao P. und steigen dort in den Bus nach Recife über Olinda. Wir schaffen es dem Busfahrer zu erklären, dass er uns bitte Bescheid sagt, wenn wir am Centro in Olinda sind…alles okay, alles gut, der Daumen reckt sich in die Höhe, das Zeichen er hat verstanden und sagt Bescheid.

So fahren wir dahin übers Land…leider mit sehr viel Müll rechts und links und das ist so irre schade, weil dieses Land einfach so betörend schön ist…aber sie schmeißen ihren Müll hin, wo sie stehen und liegen. Das Verständnis für die Umwelt hier, ist ähnlich gering wie in Afrika … doch darf man auch als Europäer nicht ungerecht sein, hier und in Afrika geht es z.T. ums bloße Überleben, wenn stört da schon der Müll an der Ecke, oder der beißende Geruch von Kloake?? So aufgewachsen stört es natürlich niemanden… doch ist auch ein Wandel zu sehen, durch die Politik vom ehemaligen Präsidenten Lula…er half vielen Menschen aus ihren Armenviertel –Favelas- raus, mit ein Grund, warum sie so gerne in ihren wahrlich abscheulichen Hochhäusern wohnen, gemessen an dem, wie sie früher lebten, ist das purer Luxus! Wir dösen so vor uns hin und irgendwann halten wir an einer vielbefahrenen Straße, hier sollen wir aussteigen…mit Händen & Füßen wird uns mal wieder sehr liebevoll erklärt, das er nun abbiege, wir aber so…deutet…und so…deutet weiter fahren müssen. Okay, Daumen hoch vielen Dank auf Portugiesisch gehaucht und da stehen wir… mit ca. 30 anderen Brasilianern, alle wedeln wild, wenn div. Busse an uns vorbei rauschen. Ich fange an mit zu wedeln…sehr lustig…entweder sind die Busse voll, oder sie fahren weiter. Schließlich erbarmt sich ein junger Mann unserer, er erzählt uns erst von seinem kleinem Töchterchen und das er im Ministerium sehr weit entfernt arbeitet, aber aus Olinda ursprünglich kommt…alles in einem Gemisch aus Englisch und Portugiesisch. Bis er dann fragt, wo wir hin möchten, auch er versucht Busse anzuhalten fixiert ebendiese mit Adlerblick….nichts passiert. So laden wir ihn ein, mit uns bis zum zentralen Platz in der Altstadt per Taxi zu fahren. Sofort nimmt er an und sagt auch gleich dem Taxifahrer die verkehrsärmste Strecke an, wir zahlen 6,-Real-ca. 2,80€… und steigen mit Paulo früher aus. Er führt uns noch ein Stück durch die Altstadt, zeigt uns seine Schule und andere, sehenswerte Gebäude. Am Ende landen wir vor der Tourizentrale, auch hier begleitet er uns und wartet, bis ich mir habe erklären lassen, wie wir den zurück kommen??? Quintessenz, wir müssen, nach unserer Besichtigungsrunde, mit dem Bus nach Recife downtown, dann mit der Metro raus aus der Stadt zum großen Busbahnhof…Daumen hoch, alles klar! Paulo verabschiedet uns wie alte Freunde und noch mal gedrückt und geherzt, vielen lieben Dank und weg ist er. So erwandeln wir diese wunderschöne Barockstadt Olinda, mit ca. 360.000 Einwohnern nicht groß, aber sie ist eine der bedeutendsten Kulturdenkmäler in Brasilien und dazu Weltkulturerbe der UNESCO. 1535 gegründet von Duarte Coelho, stehend auf einer der Anhöhen, mit traumhaften Blick über das Meer, und mit dem Ausspruch:„O que linda situacao para uma vila!“ selbst für nicht Portugiesen verständlich:„ Welch‘ schöne Lage für eine Stadt“. 22 Kirchen und 11 Kapellen gibt es hier, so machen wir uns auf den Weg, verweilen an der ältesten Karmeliterkirche von Brasilien – 1581—„Nossa Senhora do Carmo“, die leider Aufgrund eines ziemlichen Sanierungsrückstau nicht zu besichtigen ist. Nach nur wenigen weiteren Metern fallen wir in das Franziskanerkloster „Convento de Sao Francisco“…einfach nur schön und…KÜHL! In der ganzen Stadt wird für den nächsten Tag ein großes Fest vorbereitet, so auch hier und so fotographiere ich nicht nur Kirchenkunst, sondern auch Floristen bei ihrer Arbeit… sie lachen und scherzen und stecken ihre Blumengestecke. Weiter geht es zur nächsten und zur nächsten Kirche, Frank freut sich ein Loch in den Bauch…schau da ist die Nächste und da und dort und Kirchen überall..wir erleben den Rest einer Taufe mit, das kleine Mädchen…lächelnd…werden wieder gefragt, woher wir kommen, der alte Mann hat eine deutsche Frau und spricht zwar etwas gebrochen, aber doch sehr charmant deutsch mit uns. So verfliegt der Tag und wieder haben wir ein Stück Herz verloren in diesem wunderschönen Land. Die Menschen, so freundlich und hilfsbereit und O linda clean, clean, clean…man soll es kaum glauben, überall Mülleimer etc… es ist richtig auffällig, wie sauber es hier ist. Für uns war es eine echte Bereicherung hier her zu fahren und wieder ein so anderes Gesicht von Brasilien zu sehen. Der Bus nach Recife ist schnell gefunden, dort steigen wir auch im Zentrum der Altstadt aus…WAS FÜR EIN GEGENSATZ! Zwar ist Recife weitaus größer als Olinda, ca. 2,9 Einwohner, aber das ist eine echte Hafenstadt, mit all‘ dem was dazu kommt. Schon wieder fasziniert von diesem Extrem wandeln wir durch die Gassen, mit Gestalten rechts und links vom feinsten. Doch dann zieht es uns heim, wir wollen ja noch den letzten Zug von Joao P. nach Jacare bekommen. Also rein in die Metro, hier kleine Verwirrung, wo müssen wir aussteigen, wieder super lieb, wo wollt ihr hin, no problem, hoch gereckter Daumen, ich sag euch Bescheid, wo ihr aussteigen müsst. Ein anderer kann auch Deutsch und so werden wir von verschiedenen Seiten wohlwollend angestrahlt. Im Bus dann sind wir doch ziemlich alle, 6 Stunden lang rumlaufen, viele neue Eindrucke, Temperaturen um die 40° …wir dösen beide ein. In Joao P. angekommen, ist der letzte Zug dann weg, die Busfahrt von Recife hat doch noch länger gedauert, macht nix, Taxi verhandelt und bis zu Bogomil kutschiert worden. Das ist halt die andere Seite von Brasilien, man kann hier nachts nicht alleine auf den Straßen lang gehen, die Wahrscheinlichkeit überfallen zu werden, ist dann ca. 99,9%..so ist das hier… Ein kühles Helles gönnen wir uns auf diesen erlebnisreichen und sehr schönen Tag. Und: wir haben mal nichts gekauft, nichts für Bogo, kein Proviant, nix, nix, nix…unglaublich, aber wahr! Wir sind selig.

Am heutigen Sonntag habe ich unseren 5 Uhr Rhythmus gebrochen, da ich einmal ausschlafen wollte und musste…bis 8 Uhr habe ich es geschafft und dann hat die Hitze mich aus dem Bett getrieben. Wir haben nun beschlossen, endgültig am Mittwoch in See zu stechen und nun arbeitet jeder sein Listchen zügig ab. Am frühen Abend sind wir noch mal essen gegangen, bisschen laute Hintergrund Musik, an eine normale Unterhaltung war nicht zu denken, aber lecker war es!

Jetzt fliegen die Tage und wir arbeiten ab…heute zur Immigration, nach 5 min hatten wir unseren Stempel im Pass. Nochmal zum Supermarkt und zur Post, nein Briefmarken können sie uns nicht verkaufen, das System ist zusammen gebrochen…vielleicht morgen…okay, Postkarten  für die Mamas wieder eingesteckt und zurück zu Bogo. Dort weiter Klarschiff gemacht.

Der letzte Tag, wieder klingelt der Wecker um 5 Uhr morgens, dann geht es nach Cabedelo: zum Zoll und zur Hafenpolizei und dann sind wir durch mit den Behörden. Obst und Gemüse auf dem hiesigem Markt gekauft für kleines Geld und frisch. Und auf dem Weg zum Bummelzug schlendern wir noch durch die Gassen, schauen hier und da, stöbern und staunen, lachende Gesichter, Daumen hoch…und dann kehren wir noch ein, zu einem letzten Essen…lecker, lecker und dann zurück zu Bogo. Hier wird die letzte Wäsche gewaschen, Leinen gespannt, Wassertanks gefüllt, außerdem köchel ich noch mal ein Curcuma-Kokos-Gulasch, mit scharfen Chilis, Knobi und Ingwer, das hält für 3 Tage und so sind wir perfekt organisiert….I love it! Nebenbei versuche ich noch die Website auf den allerletzten Stand zu bringen und realisiere: das wird eine Nachtschicht! Nun sitze ich schon seit 10 Tagen immer mal wieder dran und versuche die Zeiten abzupassen, wenn nicht 30 andere Schiffe Filme aus dem Netz runter saugen… Frank arbeitet auch einiges ab an seinem Rechner und streckt um 23 Uhr die Flügel. Ich lade alle Fotos bis um 2 Uhr Nachts auf die Website und falle dann ins Bett.

Um 5 Uhr stehen wir wieder auf und ich sitze nun am Rechner, um noch letzte Mails zu beantworten, zwischendrin kommt immer mal ein Segler, um sich zu verabschieden, aber mein Skipper hat schon heute Morgen im Therapiebecken entschieden: wir fahren morgen! Okay…wir müssen eh‘ noch alles außen fest gezurrt, man weiß nie, in was für Wetter man kommt…und innen muss alles so verkeilt und verstaut werden, das nichts klappert, oder kaputt gehen kann…das dauert…und so wird das ein entspannter Zusammenräumtag mit einem frühen ins Bett gehen.

Und es kommt ja immer anders als wir denken, das hält jung, lässt uns flexibel bleiben und es wird uns nie langweilig….

Wir räumelten also so vor uns hin und da kam Per, um zu fragen, wann wir den nun genau in See stechen wollen, Morgen mit der Tide, also ganz früh…6,7 Uhr. Während wir so klönen, wandert sein Blick immer wieder zur Straße hin. Er erklärte uns, das er über den Besitzer der Marina, Philippe an einen Segelmacher gekommen ist, der jeden Moment kommen soll, weil Per ein neues Sonnensegel für sein Schiff brauch. Zur Erklärung: ein Sonnensegel wird über das ganze Schiff gespannt und verhindert die extreme Aufhitzung des Schiffes, bei hohen Außentemperaturen. Wir wollten uns immer ein solches in Trinidad machen lassen, haben wir doch lange schon realisiert, das unsere Zeit in Afrika unter anderem deswegen so wahnsinnig anstrengend war, weil wir kein Sonnensegel hatten und Außen- und Innentemperaturen ziemlich ähnlich waren. Nun, man kann ahnen, was passierte, der Segelmacher –Mananhao-, kam…schaute sich Per’s Schiff an und stoppte dann bei Bill, ein Brasilianer, der auch etwas in Auftrag geben möchte und kam zu uns. Man muss dazu sagen, Per spricht fließend Portugiesisch und hatte uns schon angeboten, das er uns hilft und übersetzt und das er uns seinen Termin gibt, weil er noch längere Zier in Jacare bleiben möchte. Gemeinsam wurde gemessen, gerechnet, gemessen, gerechnet …der Preis war okay für uns, aller Wahrscheinlichkeit sogar günstiger als in Trinidad und so verhandelte ich schon über den Lieferungs- bzw. Fertigungstermin, zu diesem Zeitpunkt kämpfte mein Skipper noch mit dem zerplatztem Traum…wir stechen morgen in See!! Ich muss sagen, das auch lieber losgesegelt wäre, aber die Tatsache, dass in Trinidad die Arbeiten immer recht lange brauchen, die Arbeit auch recht teuer ist, also unser Geldbeutel so gesehen geschont wird, als auch die Tatsache, dass Mananhao zusicherte Dienstag ist alles fertig, haben uns zu einem ja bewogen. Wenn auch beim ‚ja‘ sagen, Frank noch zögerte….smile…

Die fünfte Woche 11.10.-16.11.2010

Am nächsten Tag radelte Frank zum Baumarkt um Gestänge für das Gerüst des Sonnensegels zu besorgen und ich brachte mal alle meine Ideen zu Papier, für all‘ die Verfeinerungen, die man alle noch ansagen muss. Da ich mir schon seit Monaten andere Schiffe anschaue, um das Optimum von Sonnensegel  für uns zu finden, hatte ich das gute Stück schon soweit im Kopf. Am Nachmittag traf ich Mananhao noch einmal auf dem Steg und Per war auch zugegen und fragte, ob er auch schon Montagabend liefern kann…no problemo…ich war angenehm überrascht und wir freuten uns, Dienstag früh in See zu stechen, um dann direkt nach franz. Guyana zu segeln. Am Nachmittag waren wir bei Per zum Kaffee trinken eingeladen und als kleines Dankeschön, für all‘ die Hilfe habe ich einen Apfelkuchen gebacken und so schlemmerten wir den ganzen Kuchen weg……ratz-batz! Segler halt…

Heute Morgen haben wir schon um 6 Uhr angefangen zu sägen, zu schrauben, Gewinde werden in die Kunststoffrohre rein geschnitten, etc. etc. um das Gestänge für heute Nachmittag 16 Uhr fertig zu haben. Heute kommt Mananhao zum ausmessen und er benötigt das komplette Gerüst für das Sonnensegel schon fertig. Ich bin dann noch mal zum Supermarkt gefahren, kleine Löcher in unseren Vorratsfächern gilt es noch mit Bierdosen zu füllen… das Geld zurück zu tauschen macht wenig Sinn. Ansonsten verfeinert Frank das Gestänge. Ab 16 Uhr warten wir mit Per unserem Norwegischen Freund und Übersetzter -!- auf …Mananhao… um 17 Uhr rufen wir ihn an, ja, ja er ist in 20min da…um kurz vor 18 Uhr trudelt er dann ein…natürlich ist das ausmessen etwas qualvoll, da es mittlerweile stockdunkel ist. So trennen sich unsere Wege…wir etwas skeptisch, wird er morgen um 15 Uhr bei uns sein??? Unseren Segeltörn nach Natal hatten wir schon geknickt und somit umgewandelt, in eine Bustour am Wochenende nach Natal. Nun wollte Mananhao am Samstag mit dem kompletten hinterem Teil des Segels vorbei kommen…also flog Natal gänzlich über Bord. Da müssen die schönen Wanderdünen ohne uns auskommen…aber vielleicht schaffen wir ja noch eine Tour zu den um uns herum liegenden Inseln…? Wer weiß.

Ich möchte den heutigen Samstag gar nicht zu genau beschreiben…nur so viel…Mananhao kam nicht um 15 Uhr und als wir ihn um 16 Uhr anriefen sagte er, er ist noch am nähen, morgen um 9 Uhr wäre er am Schiff…das ist halt die hiesige Mentalität. In Trinidad ist das ganze Spielchen wohl noch um einiges extremer…unsere Geduld wird also auf die Probe gestellt, nicht ob er kommt oder nicht, nein das ist eigentlich gar nicht so der Punkt, wenn er ständig zu spät kommt oder auch mal nicht kommt nun gut, das ist hier halt so. Aber, er hat doch die Hälfte des Geldes als Vorschuss benötigt und DAS macht uns nun etwas Kopfzerbrechen, auch wenn das hier so üblich ist…wird er seinen Auftrag erfüllen?? Abends verbringen wir einen sehr gemütlichen und netten Abend mit per, den wir zum Chickencurry zu uns einladen. Ein köstlicher Dessertwein von Per rundet dieses Mahl, das Frank gekocht hat -!- ab und wir trollen uns alle ins Bettchen, nicht ohne ein schmunzeln…wird Mananhao morgen kommen???

Ein neuer Tag, ein neues Glück…es ist 9 Uhr und kein Mananhao, ich schlender den Steg entlang, treffe auf Bill, wir plaudern ein Stündchen und am Ende sichert er mir zu, wenn es Probleme gibt, soll ich ihm Bescheid sagen, dann redet auch er noch mal mit Mananhao..er meint aber, gib ihm noch Zeit, er wird heute kommen…okay, we do it the brasilian way….

Um kurz nach 10 Uhr ist er da, MIT dem großen Sonnensegel, welches grob zusammen gesetzt ist…nun wird gespannt, übersetzt, gemessen und und..am Ende trollt er sich und meint: um 16 Uhr ist er wieder da, mit dem fertigem Segel. Per, Frank und ich nutzen derweil die Zeit und schlendern zur GRINGO ZEIT zum Bus um zur franz. Supermarktkette Carrefour zu fahren…letzte Einkäufe. Die Gringo Zeit ist die Zeit, ab 12 Uhr bis ca. 15 Uhr…in der nur die Gringos oder Volltrottel sich bewegen …da es so heiß ist. Wir entscheiden uns für die Gringo Variante, nehmen es mit Humor und wandern die 2-3km zum Bus bei SENGENDER HITZE UM 12 UHR!

Der Einkauf ist getan, wir sind zurück um 15.30 Uhr und………………………………………………………………………………………………

Genau! Kein Mananhao um 16 Uhr! Diesmal rufen wir ihn nicht an, in der stillen Hoffnung, er kommt am Montag und hat ALLES fertig! Wir müssen selber drüber lachen, Natal ist geknickt, der Ausflug zu einer der Inseln ist auch genickt und wenn er die Sachen nicht fertig kriegt, bis ich sage mal Dienstag früh –unter uns- dann ist der Raketenstart am 25.11. auch zu knicken, weil es sind nun mal 1200sm bis dahin. Zwar ist der Strom, mit uns, gen Norden und so kann es sein, das man bis zu 2kn schneller ist, aber trotzdem ist es ein langes Stück bis nach oben.

Montag: Wir sind um 5 Uhr aufgestanden und machen nun Bogomil trotzdem seeklar, weil kommen wird er irgendwann und wir werden irgendwann lossegeln! Rödel, rödel, rödel und auf einmal stand er da, der Mananhao. Gegen 9.30 Uhr war er da und um 10 Uhr war das Segel fertig gespannt, Klasse, Teil eins ist fertig. Er fuhr dann wieder, wir rödelten weiter, weil: der Generator heute leider nicht angesprungen ist…Frank hat         -leider erfolglos- 3 Stunden lang versucht, die Ursache zu finden, inkl. Telefonate mit Deutschland…die Stimmung war zeitweise etwas unten….verständlicher Weise. Nun um 13 Uhr kam Mananhao wieder, um den vorderen Teil, also Teil zwei mitzubringen und genauestens anzupassen und  auszumessen. Das war eine fixe Angelegenheit und er werde morgen früh wieder kommen, mit dem fertigen Teil. Wir sind dann erst mal etwas essen gegangen, zum letzten Mal in Jacare, mit Per zusammen und haben von allem etwas bekommen: leckeres Essen, ab Hälfte des Essens totale Beschallung, so laut, das man nicht mehr reden konnte, ABER es war auch ein Genuss, zu beobachten wie fröhlich dieses Volk ist, es wurde spontan getanzt und gelacht, einfach herrlich! Und zu guter Letzt gab es Chuoros von unserem Chuoros Mann der in der Dorfstraße wohnt….lecker, aber Hüftgold pur. So trudelten wir heim, ich habe mich noch von Nilda hinter der Bar verabschiedet, noch mal Pool und noch Leinen ausgespült, bisschen Internet und Koje…morgen gibt es noch mal viel zu erledigen.

 

Der letzte Tag in Jacare ist mit vielerlei Erledigungen gespickt. Mananhao kam um 11.30 Uhr und Teil 2 des Sonnensegels wurde gespannt, für gut befunden und basta. Bezahlt auf Handschlag, alles so wie verabredet, klasse!  Ich bin dann noch mal zum Mini Baumarkt, habe einen neuen Wasserfilter erstanden, ebenso einen neuen Duschkopf, der ist doch glatt gestern Abend kaputt gegangen und bin dann noch mit den letzten Reals zum Supermarkt gelaufen. Noch n’bisschen Bier, bisschen dies und dat und zurück für kleines Geld mit der Taxe. Alles verstauen, noch mal Therapiebecken und früh ins Bettchen…morgen klingelt der Wecker um 3.30 Uhr…die Tide gibt uns den Auslaufzeitpunkt vor und da wir beide es angenehmer finden, den Tag erst mal zu segeln, um sich daran zu gewöhnen, flutschen wir am Morgen mit der auslaufenden Tide aus dem Fluss raus…so soll es sein!