Senegal

 

18.02.-28.02.10 –Dakar, Senegal, Westafrika-

Heute, sprich am 18.02. haben wir einklariert in Dakar. Wir sind somit an dem westlichstem Punkt Afrikas im Atlantischen Ozean angelangt. Dakar wurde 1857 von den Franzosen gegründet und war ab 1885 die Hauptstadt von Westafrika. Wir sind mit Daphne und Rainer per Wassertaxi vom CVD Club zum Anleger gefahren und haben uns dann ein Taxi in die Stadt genommen. Dort mussten wir vorstellig werden bei der ‚Police special‘ und einer weiteren Stelle, dem Zoll. Alles ging problemlos, wobei wir bei beiden Stellen kleine ‚Gastgeschenke‘ über die Theke geschoben haben…oder war es unter der Theke…??? Es ist eine andere Welt, in die wir da eintauchen und vieles erinnert mich an meinen Afrika Trip vor knapp 25 Jahren…es gelten hier eigene Gesetze und man sollte tunlichst gepflegt, sprich rasiert, in sauberen Klamotten, als Mann in langen Hosen und als Frau tut man sich leichter, im langen Rock vorsprechen…der Islam hat uns in seinen Klauen!!!

Nun ja, wir wollen ja nicht für immer hier bleiben und so fügen wir uns, bietet Dakar doch so viel historisch Interessantes…

Zu viert laufen wir den inneren Kern von Dakar ab. Mit dem alten Kermel Markt, der vor gut 15 Jahren ausbrannte und von dem nur noch das Eisengerüst –genietet- stehen geblieben ist. Nun ist er neu aufgebaut und die Gemüse, Fisch und Fleischstände reihen sich aneinander. Fotos zu machen ist oft schwer, da die Menschen das entweder nicht mögen, oder sofort Geld dafür fordern. Das ist halt Dakar, eine ca. 3 Mio. Metropole, jeder will etwas von dir, bietet dir etwas an, spricht dich an und du bist nie alleine…ständig wird man bedrängt, es ist anders, halt afrikanisch. Wir tauchen ein und versuchen uns anzupassen, was alleine schon durch die Hautfarbe eine echte Herausforderung ist.

 

20.02.

Gestern haben wir nur ausgeruht und uns ein wenig sortiert. Die vielen neuen Eindrücke, denen man hier erliegt müssen auch erst mal verarbeitet werden. Den CVD, den franz. Yachtclub erkundet, der für hiesige Verhältnisse schon recht gepflegt und ordentlich ist, man darf halt nur nicht den europäischen Maßstäben erliegen. Aber das wollen wir ja auch nicht, wir sind hier um zu beobachten, andere Länder, andere Rhythmen, die Stimmen die Tagsüber und Nachts zum Gebet rufen, die anderen Gerüche, die für uns z.T. sehr streng sind und das feilschen um alles, ohne geht gar nicht! Da kommt die Requisiteurs-Seele zum Vorschein und es wird auf Französisch vom Taxipreis bis zum Kilopreis für Avocados oder sonst was, alles wird erst mal verhandelt. In der Regel darf man für Alles nur die Hälfte des angebotenen Preises zahlen und so ist es dann auch…das Palavern gehört dazu, man ist sich einig und wir zahlen nur die Hälfte –höchstens-, es grinsen einen pechschwarze Gesichter mit ein paar weißen Stumpen von Zähnen an... man ist zufrieden. Am Ende einer Taxifahrt wird zwar noch mal nachgezockt, aber auch das gehört dazu, wieder wird verhandelt und oftmals zücke ich Bonbons oder andere kl. Geschenke und man ist wieder zufrieden und bedankt sich. Still und heimlich frage ich mich, ist diese Art und diese Welt nicht die Ehrlichere??? Auch wenn es irre anstrengend ist für uns und wir sicher immer noch mehr zahlen als die Einheimischen….aber wer weiß…

Wir haben heute das einzige Museum in Dakar besucht, das –Musee Theodore Monod d‘Art Africain de L’IFAN –IFAN: Institut fondamental d’Afrique noire 1966-. Auch hier bitte keine europäischen Maßstäbe…es handelt sich um ein altes Gebäude mit 2 Hallenartigen Räumen, dort finden wir ein Sammelsurium von Masken und viele rituellen Gebrauchsgegenstände, zur Beschwörung von Regen, guter Ernte, bis über zur Bekämpfung gegen Krankheit, gegen Krokodilangriffe und und und es gibt alles. Es ist eine Sammlung von ganz Westafrika: Senegal, Gambia, Guinea Bissau, Sierra Leone, Elfenbeinküste…Frank meinte gleich, ob die anderen Länder das wenige auch freiwillig gegeben haben…? Da aber Dakar ganz, ganz früher -1885-1960- mal die Hauptstadt von ganz Westafrika war, warum nicht? Ein paar Fotos haben wir eingefügt…mir haben die Holztüren von der Elfenbeinküste gut gefallen.

Danach ging es zum Präsidenten Palast, ein Klassizistischer Bau, gesichert, ist klar, aber der nette, adrette Soldat ließ sich gerne fotografieren. Hier residierte schon der erste Generalgouverneure von Westafrika. Zum Abschluss sind wir noch über einen Busbahnhof in Richtung Sandaga Markt gelaufen und haben dort noch die umliegenden Straßenzüge erkundet.

Eine Gegend, die für weiße Touristen nicht unbedingt empfohlen wird, aber wir fanden es spannend und nicht bedrohlich… auf unserem Weg dorthin und vor Ort Bilder und Eindrücke….

Der Tag nahm ein schnelles Ende, als die Buben Segelleinen in eine ‚Laden‘ enddeckten. Nach schwerster Verhandlung haben wir die praktische ‚Großpackung‘ von händelbaren 220m geschultert…sprich Frank hat sie geschultert. Man gönnt sich ja sonst nichts, Leinen brauch‘ man immer und umgerechnet 16 Cent pro Meter, bei einem recht gutem Material, ist wahrlich nicht zu unterbieten. So hat alles sein gutes und wir teilen die Leine die Tage durch 2 Schiffe.

 

24.02.

Nach ein paar Tagen auf dem Schiff und einem gemeinsamen Mittagessen auf Bogomil, zu dem wir Daphne und Rainer eingeladen hatten, stürzen wir uns wieder in die Historie von Dakar, diesmal geht es auf die I‘lle de Goree. Die Insel befindet sich 3km östlich von Dakar und besaß in der Vergangenheit nicht nur eine strategisch wichtige Position, weil sich von hier aus die gesamte Dakarer Bucht kontrollieren ließ, nein sie hat auch einen traurigen und tragischen historisch wichtigen Platz in der afrikanischen Geschichte. Diente sie doch lange Zeit als Umschlagplatz und ‚Handelszentrum‘ für den Sklavenhandel aus Afrika. Von der UNESCO 1978 zum Weltkulturerbe erhoben, konnten hier Plätze, Häuser und Stimmungen bewahrt werden, die dazu dienen, diesen Teil der afrikanischen Geschichte niemals zu vergessen.

Natürlich gäbe es nun wahrlich sehr, sehr viel zu erzählen, aber das würde den Rahmen dieser Webseite sprengen….so begnüge ich mich mit ein paar Randinformationen:

Die Insel, welche 1444 von den Portugiesen entdeckt und wurde wahrlich ‚weitergereicht‘. Kamen 1627 die Niederländer und gaben ihr den heutigen Namen Goe-ree (gute Reede) so wurde sie ein halbes Jhdt. später, von den Franzosen besetzt. Diese blieben bis zur Unabhängigkeit des Senegals vor Ort, mit Ausnahme von 30 Jahren britischer Besetzung, die sich nicht am Stück, sondern zerklüftet aufteilen: 1693, 1758-1763, 1779-1783, 1800-1817.

Und jedes ‚Besetzterland‘ partizipierte natürlich von den Sklaven, die hier gemästet wurden, gewogen wurden und nur mit +60kg ‚verschickt‘ wurden, da sie sonst die Strapazen der Reise –erfahrungsgemäß- nicht überstanden hätten. Von ca., wohlgemerkt CA. 20Mio. verschickten Sklaven, kamen ca. 15Mio. an. Es gibt keine genauen Zahlen, da der Sklave an sich eine Nummer bekam und sobald dieses ‚Stück‘ veräußert wurde, wurde neu gezählt. Es gab unteranderem einen ‚Begattungsraum‘ von 5x10m, in den denen Frauen und Männer gesperrt wurden und nach 2 Wochen wurden sie wieder getrennt. Die Frauen schwanger und die Männer bekamen neue Frauen zum begatten. Sogenannte Pferdesklaven…starke, junge, muskulöse Männer. Es gab extra Zellen für all‘ die anderen Frauen und Männer, Kinder wurden von den Eltern getrennt und Jungfrauen wurden extra gehalten. Die Jungfrauen waren etwas ganz besonderes, weil sie ‚ausgewählt‘ wurden. Während des 17. Und 18 Jhdt. durften Handelsangestellte, Beamte und Militärs ihre Ehepartner nicht mit in den Senegal bringen. Die sogenannten ‚Signares‘ zeichneten sich durch große Treue aus und dadurch das sie ihre Männer sehr umgarnten, diese Beziehungen wurden gefestigt durch die Heirat nach Art des Landes und entstand aus diesen Beziehungen auf Zeit ein Kind, so erhielten sie das Recht, dem Kind den Namen des Vaters zu geben. So entstand, über viele, viele Jahre eine Mulattengesellschaft, die sich auch, so traurig das klingen mag, aktiv am Handel mit den Sklaven beteiligte. Privilegiert durch ihre kakaofarbene Haut, also mehr Wert als der ‚gemeine‘ Schwarzafrikaner, aber natürlich niemals erhoben zum Weißen…

So gäbe es noch mehr und mehr zu erzählen…unserer vorab erlesenes Wissen wurde noch verfestigt durch Aladin, unseren senegalesischen, deutschsprachigen Führer. Am Ende unserer Führung, so eine kleine Gruppe macht es ja sehr angenehm, haben wir Aladin noch zum Mittag eingeladen. Dann trennten sich unsere Wege und auch wir streunten noch mal zu zweit über die Insel, mit all‘ den Informationen die wir schon hatten, besuchten noch das hier ansässige historische Museum, in einem altem Fort  und sprangen zu Daphne und Rainer auf die Fähre….was  für ein Tag… der muss nun erst mal verdaut werden!

 

25.02.

Wasser und Strom und Strom und Wasser, die elementaren Probleme der Segler. Bislang haben wir das Wasser mit Kanistern geholt, was sehr aufwendig ist und jede Fuhre ergibt nur 45l. So haben wir uns für heute Abend vorgenommen, mit unserem Schwenkkiel unsere Tiefe auf 1,40 zu reduzieren. Da Windstille ist, wollen wir uns vorsichtig mit Bogomil durch Untiefen…es liegen hier einige Wracks…, in Richtung Holzsteg manövrieren. Das Anlegemanöver ist uns nach dem zweiten Versuch gelungen…natürlich kam dann ablandiger Wind auf!!!!!!!! Und nun liegen wir schon wieder auf unserem Ankerplatz, Bogo’s Bauch ist mit 700l Wasser gefüllt, alle Wäsche ist gewaschen und wir sind –diesbezüglich- gerüstet für die geplante Überfahrt in Richtung Gambia.

 

26.02.

Heute ist der Geburtstag von Mohammed, dem Propheten. Die ist ein hoher Feiertag hier und ungefähr mit unserem Weihnachtsfest zu vergleichen…nichts geht mehr. In der Seglerkommune munkelte man, das man sich an diesem langen Wochenende nicht ausklarieren kann, nichts geht bei den Behörden. Nachdem wir aber am Abend zuvor trotzdem  beschlossen hatten, heute auszuklarieren, stürzten wir uns, mit frischen Klamotten ins Taxi in Richtung Dakar. Wir geraten an den Obermuftie, der entzückt ist von meinen französisch Kenntnissen als Deutsche….smile…sich auch freut, das er seine englisch Kenntnisse anbringen darf und uns 3x um Verständnis bittet, heute ist Feiertag, nur wenig Personal, aber in 5min….was sind schon 5min. in Afrika???! Durch ein Gespräch im CVD Club, beim bezahlen, mit der Dame im Büro, einer Senegalesin, über die Sitten und Bräuche hier im Senegal, hatten wir erfahren, dass das eigentliche Fest am Abend ist und der EIGENTLICHE Feiertag am nächsten Tag. So versicherten wir dem Obermuftie, das wir aus Respekt vor Mohammed heute gekommen sind, da ja morgen eh‘ gar nichts geht…er strahlte uns an! Perfekt, ins Schwarze getroffen und nach nur 40min. bekamen wir unsere Stempel in den Pass. Wir bummelten noch durch die Stadt, die auch heute schon recht leer wirkte und trollten uns irgendwann in Richtung Ankerplatz.

 

27.02.

Während ich noch Lebensmittel bunkere, Einkaufsmöglichkeiten für den heutigen Feiertag hatten wir gestern gecheckt…bringt Frank Bogomil in den Urzustand zurück, sprich wir machen uns schiffig. Abends verbringen wir noch ein paar nette Stunden mit Daphne und Rainer im Club. Die beiden haben heute probiert auszuklarieren, leider ging das nicht und so müssen sie Montag noch mal los.

 

28.02.

Heute versuche ich, all‘ die Bilder und all‘ die beschriebenen Eindrücke ins Netz zu stellen. In Kürze schnappen wir uns das Wassertaxi, unsere Rechner und werden uns drüben, an Land, ins Netz einloggen, mal sehen, ob es klappt.

Unsere Abreise haben wir auf Morgen festgelegt, mit achterlichen Winden wollen wir die ca.90sm nach Gambia rüber huschen. Ahoi und wir melden uns von dort…irgendwann…die Bedingungen, bezügl. Internet sollen dort noch schlechter sein…mal sehen.