Überfahrt Gambia-Brasilien
Angekommen!

Ja, das sind wir, am 30.04. und haben seitdem, wie sollte es anders sein, auch wieder viel erlebt...smile... hier also nun die etwas verspätete Aktualisierung... man möge mir verzeihen, die Hitze lähmt einen.
Auf Wunsch meines Skippers hier nun vorab sein Kommentar:
Nun ist es an der Zeit, dass sich der „Skipper“ mal zu Wort meldet.
Der Erste Reiseabschnitt ist bald vorbei und den ausführlichen Beschreibungen auf dieser Seite ist wenig dazu zu fügen.
Dennoch fehlt etwas ganz wichtiges!!
Liebe Ellen
ohne Deine tausend Handgriffe in der Vorbereitung ,
ohne Deinen Wachsamkeit am Tag und in der Nacht,
ohne Deine kulinarischen Zaubereien
wäre dieser Törn gar nicht vorstellbar gewesen !!!!!!!!!!!!!!!
Deine Bereitschaft Hitze, Staub und dann noch auf dem Ozean tagelange Windstille zu ertragen, haben Dir einiges abverlangt. Ich hoffe, dass uns nun bis zur Heimreise noch ein paar Tage Erholung vergönnt sind.
08.04.-30.04.10 –Überfahrt von Banjul, Gambia, Westafrika nach Brasilien-
Nachdem Frank gestern -07.04.- souverän zur Immigration gegangen ist und ausklariert hat, ohne dass wir noch etwas zahlen mussten…hätte die Beamtin mich gesehen und sich erinnert, hätten wir sicher das Schmiergeld noch nachzahlen müssen. Haben wir uns dann auf den Weg ins Atlantik Hotel gemacht, VERZWEIFELT versuchten wir, das Wichtigste überhaupt vor einer langen Seereise zutun, nämlich das WETTER abzurufen
-!!!- und haben es nicht geschafft! Wir konnten gerade mal meine 25 -!!- geschrieben Mails und noch div. von Frank verschicken…auch an eine Aktualisierung der Webseite war nicht zu denken. Das ist natürlich extrem deprimierend, wen man bis Nachts um 1 Uhr Bilder verkleinert und schreibt und schreibt und dann geht das auch nicht. Nun gut, wir waren danach noch in 3 unterschiedlichen Internetcafés, die entweder keinen Stick, bzw. keinen Rechner erlauben, oder sie hatten gerade keine Connection, sprich kein Empfang. Alles nicht schlimm, weil am End‘ hatte ich ja auch die Sammelmail mit den letzten Tagen verschickt, aber das Wetter?? Sei es drum, wir sind dann erst mal etwas Essen gegangen, haben uns ein letztes Mal mit Ibrahim getroffen, kleine Geschenke ihm überreicht und wurden von ihm dann noch zu unserem Dingi begleitet. Auf dem Weg zum Hafen also liefen wir die Hauptstraße, parallel zum Hafengelände entlang, welche gerade gesperrt ist, weil die Tage der Präsident mal wieder in Banjul nächtigte und dort entlang fuhr: die Straße ist eigentlich eher eine Piste: roter Sand, mit vielen Schlaglöchern. Das hat in so wütend gemacht, weil er sagte, der Hafen wird so sehr gefördert vom Staat
–und von den Seglern, wie wir wissen…- das muss doch wohl möglich sein, das hier eine asphaltierte Straße hin kommt. Gesagt getan, direkt ein paar Tage später fingen die Arbeiten an. Das ist halt auch Afrika, wenn ich da an den ganzen Behördenkrams in Deutschland denke und Ausschreibung und und und zzzz… zurück an Bord waren wir beide total platt, wieder so viele Eindrücke…die Kojen hatten uns schnell im Griff und wir schliefen nach Wochen zum ersten mal nicht in der Plicht, sondern drinnen, was sehr erholsam war.
08.04.
Heute Vormittag haben wir beide noch ein bisschen gerödelt, ich habe eine fixe Lasagne in den Ofen geschickt, da das auf See, die ersten Tage genau das Richtige ist. Außerdem haben wir auch keinen kardanisch, bzw. halbkardanisch aufgehängten Herd, d.h. ein Herd, der sich den Bewegungen des Schiffes anpasst, was die meisten Schiffe haben. Wir haben vor ein paar Jahren das Energiekonzept von Bogomil nochmal auf den Prüfstand gestellt und überlegt, ob wir von elektrisch zu Gas wechseln, haben uns dann aber für das ersterer entschieden. Dieser Herd ist aber fix eingebaut und nicht schwenkbar. So muss man ohne diese Spezialaufhängung schon ein wenig anders planen, was das Fresschen anbelangt. Im Ofen da kann nicht viel schief gehen und die Schale ist randvoll mit Lasagne. Sei es drum, was auch immer kommen mag, weil das Wetter können wir ‚nur‘ für 3 Tage abholen und evtl. noch eine zaghafte Tendenz…danach muss man alles nehmen, wie es kommt und ein warmes Essen ist dann wahrlich Gold wert! Frank konnte dann via Iridium Handy doch noch das Wetter abholen, Tendenz eher Schwachwind, aus N, NW….. wir werden sehen und um 12 Uhr sind wir Anker auf gegangen…ade Afrika, es war schön, spannend, sehr interessant, unglaublich rührend zum Teil, wie sehr manche Menschen uns bezaubert haben, durch Gesagtes, ihre Art, Gesten u.v.m., aber auch anstrengend, irre heiß und sehr einnehmend. Es wird wohl ziemlich lange dauern, bis wir wieder auf diesem Kontinent anlanden, vielleicht auf der Ostseite, wer weiß das schon… nach 1h auf See hatte ich schon Hunger und Frank hüngerte ein bisschen, so verspeisten wir jeder ein Tellerchen Lasagne. Unser Wachmodus fängt an um 20 Uhr und bis dahin war zumindest ich mehr am dösen, als wach…die Scopoderm Seekrankheitspflaster helfen zwar sehr gut, aber ich bin immer reichlich k.o. die ersten 8 Stunden. Ansonsten gewöhnen wir uns langsam wieder an das schaukeln…
09.04.
Die erste Nacht liegt hinter uns, ich habe mich ziemlich gequält und Frank sah auch nicht gerade sehr fit aus. Entgegen anderen Theorien ist auf Bogomil immer einer wach. Es tut uns beiden gut so, weil der, der sich hinlegen kann, dann auch wirklich entspannen kann und schlafen kann. Nach nun einigen langen Touren hat sich folgender Modus eingeschlichen: von 20-24 Uhr wache ich, Frank danach von 24-3/4 Uhr und dann bin ich wieder dran bis 6/7 Uhr. Tagsüber geht das Ganze dann fließend weiter, wobei wir immer versuchen 1,5-2,5 Stunden zusammen zu verbringen. Die ersten 3 Tage sind die schlimmsten! Von ca. 10-14Uhr sind wir dümpelnderweise motort. Aber seit 14 Uhr rauscht Bogo nur so dahin, der NW schiebt uns mit halben Wind in Richtung Äquator und wir machen zwischen 5,5-6,5kn…traumhaft. Nachmittags gab es dann einen Augenschmaus, zig Delphine, die so halb dösend im Wasser lagen…wahrscheinlich gerade gefuttert haben, mal schwammen welche, aber eher ließen sie sich treiben, total unbeeindruckt von Bogo. Danach haben wir noch ‚fliegende Fische‘ übers Wasser sausen sehen. Diese Fische haben wirklich kleine Flügel und können –zeitweise- über dem Wasser fliegen…manchmal finden wir welche auf Bogo’s Deck…was es nicht alles gibt! Und dann gab es lecker Lasagne, die wieder etwas anders schmeckt, da einige Zutaten nun gar nicht zu kaufen waren in Afrika…aber trotzdem gut und –ganz wichtig: geht schnell, Ofen an, 10min fertig-. Dann habe ich meinem Skipper eine kl. Nackenmassage verabreicht, da er über eine Verspannung klagte und siehe da, ein kapitaler Wal –siehe Foto-, wir schätzen 8-9m lang, taucht direkt hinter Bogo auf. Er ließ sich nicht lang bitten und tauchte insgesamt 5x in unmittelbarer Nähe auf, neugierig war er und dann hatte er genug gesehen und verließ uns…was für ein wunderschöner Anblick. Habe gleich das Wal- und Delphineheft von Greenpeace zur Bestimmung raus geholt…na, das diskutieren wir noch, welcher es war…ist ja auch schnurz, so majestätisch diese Tier dahin geglitten ist………einfach KLASSE! Und das alles in den ersten Tagen, welch Belohnung!!! Leider sind die Nächte tief, rabenschwarz, der Mond ist eine ziemlich taillierte Sichel und er steigt erst so gegen 4 Uhr morgens hoch.
10.04.
Heute war so ein traumhaftes Segelwetter, Bogomil rollte auch nicht mehr so viel, obwohl wir keinen achterlichen Wind haben, sondern ‚nur‘ halben, sprich 90°-100° Grad, manchmal 120°. Da die Welle auch aus der gleichen Richtung kommt, ist der Seegang angenehm. 2 Stunden konnten wir auch die Genua ausbaumen und Schmetterling segeln, leider drehte der Wind dann wieder. Die Atlantikdünung ist hoch, nicht beängstigend, aber das sind schon richtig große, langgezogene Wellen…und Bogo…hebt sich und rauscht dann wieder die Welle von oben runter…bisschen wie Achterbahn fahren…denke an den Dom in Hamburg, an St.Pauli und an so manche Bratwurst nach dem Spiel…und Karussell fahren… Die letzte Lasagne wandert in unsere Mägen, nun sind wir Lasagne satt! Unser heutiges Etmal –von 12 Uhr gestern bis heute 12 Uhr- lautet: 134sm, das ist ein absoluter Hammer!! Die Dicke will rüber und gibt wahrlich ihr Bestes!!! In der Nacht hat sich der Generator selbstständig ausgeschaltet…warum passiert so etwas eigentlich immer Nachts??? Ein kurzer Check hat ergeben, dass das gute Stück zumindest nicht heiß gelaufen ist, alles andere morgen…wieder eine Baustelle?
11.04.
Als erstes wurde heute der Generator gecheckt, obwohl Frank das alles gewissenhaft vor Abreise gemacht hatte, Ölstand, Impellerwechsel, etc… es ward keine Fehlerquelle gefunden…nun, wir nehmen es mit Humor, wird schon werden. Das heißt aber, Elektrizität kann man nur noch mit der Hauptmaschine erzeugen, was z.B. fürs kochen ein unnötiger Aufwand ist…der Fehler muss also gefunden werden.
Haben heute von allen Seiten Wolken um uns rum. Bisschen kabbelig die See, leichte Kreuzsee und Bogo rollt von einer Seite auf die andere. Die Tage fließen so dahin, wir lesen beide sehr viel und es ist so, wie Gisela es beschrieben hat, bei deren Überquerung: Bikini Wetter gespickt mit viel lesen…herrlich! Heute gab es am frühen Abend Zitronengulasch aus Kalbfleisch –vorgekocht auf Gomera- mit Wildreis und dazu Tomatensalat mit schw. Oliven und Zwiebeln…mmmmhhh…die Tiefkühltruhe macht es möglich und wir genießen diesen Luxus sehr. Es wird immer wärmer und die Decksdusche kühlt uns immer wieder ab. Das Wasser ist nun schon richtig blau, weil es so tief ist. Wir sind auf der Barfußroute und brauchen keine Schuhe mehr…wie schön! Zum Abend hin haben wir gemeinsam in einer Ecke der Plicht gesessen, mit Karten und Handbüchern und die weitere Route besprochen..geendet hat das Ganze mit: na erst mal wollen wir drüben ankommen…… si klaro! Nachts schlief der Wind ein und wir haben ein wenig motort.
12.04.
In der Nacht hatten wir beide so viel Energie, das wir den jeweils anderen 5,5h schlafen lassen konnten, was sehr gut getan hat. Frank hat in seiner Wache zum ersten Mal seit 3 Tagen wieder ein Schiff gesehen und somit auf dem AIS gehabt. Das ist mit Abstand der größte Pott den wir je gesehen haben: 328m lang, 60m breit und 11.20 Tiefgang sagt uns das AIS… der würde es noch nicht mal merken, wenn er über uns drüber walzt!!! Ansonsten herrscht Stille, wir sind ganz alleine, um uns rum nur Wasser, unter uns um die 4000m Tiefe……..Wahnsinn! Es ist heute sehr, sehr heiß und zu allem übel ist der Wind auch noch eingeschlafen…das ist nicht der Tag von meinem Skipper: 1. Wind schläft ein, logische Schlussfolgerung: 2. Wir schmeißen ab und zu den Motor an, d.h. aber wiederum, 3. das die Abgase in die Plicht ziehen und das ist wirklich nicht angenehm…dazu noch 4. Afrikatemperaturen und der Schweiß läuft und läuft… er ist heute nicht gut drauf… nach 1h diskutieren und Wasser und Wellen beobachten, meinen wir eine Brise zu spüren... okay wir ziehen den Blister hoch, das ist ein sehr großes Leichtwindsegel ca.140qm, das man nicht mal eben so… also nach oben wuchten, alles vorbereiten, Leinen ziehen, Schäkel anschlagen, der Schweiß läuft und als wir endlich fertig sind und ich nach hinten gehe um die Schott zu ziehen, da haben wir umlaufenden Wind, sprich nix Wind, sprich zu wenig für den Blister… mein Skipper ist deprimiert… Gott sei Dank wechseln wir uns mit solchen Stimmungen ab und meist geht es dem Anderem dann besser, so dass man auffangen und pflegen kann..also Schwesternhütchen aufgezogen und verschieden Vorschläge für das Abendmenü kredenzt…Essen tut ja in solch‘ einer Stimmung immer gut!!! Also machen wir uns erst mal ein Hefe auf und genießen…ziehen dann die Genua und das Groß und machen zwar ‚nur‘ 3-4kn aber uns hetzt ja niemand. Dann gibt es schwarze Oliven vorne weg, es folgt ein Mango Lassi…mit frischer Mango, Jogurt und Sprudelwasser verquirlt…lecker und sehr erfrischend. Dann gibt es Frikadellen, aus der Tiefkühltruhe; auf Wunsch eines einzelnen Herren, mit geriebenen Kartoffeln und noch so ein paar Feinheiten. Dazu den Rest Tomatensalat von gestern und außerdem noch einen frischen Gurkensalat. Danach setzen wir uns aufs Vorschiff, mit einem weiterem Kaltgetränk und schauen uns den Sonnenuntergang an. Tief durchatmen, alles gut… mit gesättigtem Gesichtsausdruck trollt sich der Lange dann in die Koje und ist dann ganz selig eingeschlafen…so soll es sein!
13.04.
Heute bin ich mit ziemlichen Kopfschmerzen aufgewacht, hatte auch eine unruhigen Schlaf und bin 2x aufgestanden um zu schauen ob alles gut ist..…der Wind wird weniger und das rollen von Bogo nimmt zu. Wir haben den Blister wieder gezogen rein gezogen, groß raus und dazu die Genua auf der anderen Seite ausgebaumt, was etwas Ruhe ins Schiffchen gebracht hat. Nun vielleicht kommen wir auch jetzt in die Konvergenzzone
–auch Kalmen genannt- hinein…wäre eigentlich zu früh, aber so genau kann man das auch nicht festlegen. Als Konvergenzzone bezeichnet man einen bestimmten Bereich, territorial zwischen Afrika und Südamerika, um genau zu sein zwischen der Nord- und der Südhalbkugel, in dem absolute Windstille herrscht. Der Standort dieser Zone verschiebt sich mit den Jahreszeiten, aber wenn man, so wie wir den Äquator queren möchte, so muss man eben diese Zone auch queren. Man hat bis dorthin primär nordöstliche Winde, dann trifft man auf die Konvergenzzone, durch die man sich nur durch treiben lassen kann, oder auch ein bisschen motoren, beides dauert ein paar Tage… danach hat man südöstliche Winde.
Abends gab es vom Italiener aus Gran Canaria, gefüllte Ravioli, mit rotem Pesto und frischem Parmesan….sehr lecker!!!
14.04.
Wieder ein Generatorausfall…irgendwie wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, sobald der Seegang weniger wird, eine kleine Baustelle zu eröffnen. Nun ja, hätte uns auch gewundert, wenn mal alles in Ordnung ist...grins, bisschen Galgenhumor muss sein!
Wir rollen von einer Seite zur anderen…Wahnsinn! Sitzt man drinnen, dann sieht man abwechselnd nur Himmel, oder nur Wasser und um uns herum dramatische Wolken Formationen, die sich immer wieder verändern… sehr spektakulär. An ein Schläfchen tagsüber, um fit für die Nacht zu sein, ist nicht zu denken…ich bin total gerädert, dem Skipper geht es ähnlich. Nachmittags, nach genauer Beobachtung des wahrlich tief schwarzen Wolkenbandes vor uns und der dazu gehörigen Auswertung: kommt da jetzt ein Unwetter auf uns zu, oder nicht-?- meint mein Skipper nur: och, das sieht doch gut aus und löst sich nun langsam auf!!! Irgendwie hat er manchmal einen klitzekleinen Knick in der Optik, VOR UNS WAR ES SCHWARZ!!! Nun, er hatte dann Freiwache und ich habe argwöhnisch den tiefschwarzen Horizont beobachtet… wenig Wind, kein weiteren Vorkommnisse, aber irgendwie traute ich dem Frieden nicht. Verfrüht hat mich dann mein Skipper in die Koje geschickt, die aufgrund der wirklich widrigen Verhältnisse zur Zeit im unterem Salon ist, dort merkt man die Bewegungen von Bogo am wenigsten und hat mich einfach schlafen lassen…8h am Stück!!! Was für ein Luxus!!! Aber das dicke Ende hatte er dann, so gut er mir diesen Bonbon zugedacht hat, so sehr wurde er gebeutelt von div. Schauern, die über Bogomil drüber rauschten. Da die Wache sich meist draußen aufhält, weil es im Schiffchen zu warm ist, war das natürlich ein hin und her, rein raus, mit nass werden und und und…ich habe nichts mitbekommen… Das sind die gefürchteten ‚Squalls‘ die sich hier bilden…man sieht dieses Wetterfront auf sich zu sausen, manchmal geht es ganz schnell, manchmal dauert es…und dann wirklich wie aus dem nichts, hat man Starkwind und sieht nix, nix, nix weil es so sehr regnet.
15.04.
…geschlafen wie ein Murmeltier, bis der Wind nach ließ und… wir wieder zu rollen anfingen! Fixer Wachwechsel und mein tapferer Skipper hat sich ziemlich schnell in die Koje getrollt. Aber nicht lang…der Wind wurde weniger und weniger, ich musste die schlagenden Segel einholen und habe den Motor angeschmissen…nebenbei beobachtete ich mal wieder argwöhnisch…genau: das tiefschwarze Wolkenband hinter uns, welches beständig näher kam…! Aber diesmal gab es eine schöne Überraschung, es fing nämlich an zu regnen und der Regen war WARM!!! Unser erster tropischer Regenschauer…KLASSE!!! Und unser erster Regen –nimmt man mal die Nacht zuvor aus…smile…- nach 2,5 Monaten, was für eine Freude! Ich habe mir gleich draußen mit dieser Regendusche die Haare gewaschen und ausgiebig geduscht. Frank, zwar sehr müde, ließ aber auch nicht lange auf sich warten und so tobten wir zwei Nackedeis auf dem Atlantischem Ozean auf Bogo rum und entkrusteten gleich das Schiffchen vom Salz des Meeres und die letzten Reste des letzten Harmattans von Afrika wurden weggewischt. Nebenbei haben wir auch noch einige Kübel Wasser aufgefangen…wer weiß wie lange unsere Reise noch geht. Der Sonnenuntergang war spektakulär und vor und hinter uns sind…tiefschwarze Wolken. Nun ja, ich gehe in meine Wache mit einer Portion Galgenhumor…viele Manöver, sprich Segel runter, Segel hoch, Motor bisschen laufen lassen, Motor aus…treiben lassen, da geht die Zeit schnell rum! Zum jetzigem Zeitpunkt -8. Tag auf See- haben wir, rein rechnerisch, aufgrund der Seemeilen die Hälfte hinter uns.
16.04.
Heute mäßige Winde, bei großer Hitze….Blistersegel hoch und runter, alle möglichen Konstellationen werden ausprobiert… wir werden nicht schneller. Die Stimmung ist gut an Bord, wenn auch etwas getrübt, weil die Hitze schon wieder sehr grenzwärtig ist, sei es drum, da müssen wir durch. Nur mit Schatten ist auf so einem Schiff immer ein bisschen schlecht…haha. Zum Abend hin schlief der Wind dann gänzlich ein und wir hatten uns schon auf ein kleines Motorstündchen eingeschossen, da kam die erhoffte Brise…. Natürlich waren wir gerade dabei zu Abendbrot zu essen, lecker Hühnercurry, nun Schälchen fix aufgegessen und ran die Segel. Wollten die Genua ziehen….wie gesagt: WOLLTEN… zogen und die Blister-Bergesackleine verfing sich in der Genua, als die zu 2/3 draußen war. Zur Erklärung, vorne an Bogo’s Bug waren 3 Segel: Genua, Fog und Blister, alle eingerollt, oder in einem Bergesack…normalerweise alles kein Problem. Nun verfingen sich die Leinen, die Sonne war am unter gehen, die Kommandos wurden zackiger, weil 2/3 der Genua –UNKONTROLLIERT- über Nacht draußen zu lassen, wenn man nicht weiß, was noch an Wetter kommen kann… die Wolken um uns rum türmten sich wieder und ob es ‚nur‘ Regenwolken sind, oder heftige Squalls mit viel Wind, das kann man vorher nicht erkennen. Es wurde festes Schuhwerk für Frank rausgesucht, ebenso seinen Sicherungsgurt zum Mast aufgehen…die Dünung war gewaltig, das Sicherungsseil am Blister befestigt, mir wurde schon ganz schlecht, bei der Vorstellung, das er da ungesichert hoch geht…Bogo schwankte nach rechts und links, Frank auf halber Strecke musste wieder runter, ich zog das Groß rein, welches beim hoch gehen behindert, wir hatten es zur Stabilisierung draußen gelassen, die Sonne ging langsam unter, alles schnell, schnell, schnell, weil wenn das Licht schwindet, dann geht nix mehr da oben… und da nimmt der Lange noch mal die komplett verhedderten Leinen und Schotten in die Hand. An denen wir beide schon mehrfach gezuppelt haben… zieht, zieht noch mal und irgendwie war wohl doch der große Finger von dem da oben dazwischen, das Knäul am Mast Topp entwirrte sich… große, große Erleichterung und nun fix noch Segel einrollen, bergen was es zu bergen gilt und dann wieder neu ausrollen… segeln macht Spaß! Danach beide total verschwitzt, zappen duster um uns rum, aber froh, dass dieses ‚Manöver‘ so glimpflich aus gegangen ist.
17.04.
Es wird immer heißer und heißer, nix geht mehr, wir treiben… haben die Gasflasche aktiviert und kochen nun draußen am einflammigen Gasherd, da sich der Generatorfehler noch nicht finden ließ… Um uns rum Stille, kein Wind, keine Tiere, keine Schiffe… wir fühlen uns wie Christoph Columbus…die haben sicher auch treibend auf Wind gewartet… was soll man auch sonst tun?!! Wir gehen davon aus, das das nun die Kalmen sind. Die Stimmung an Bord ist okay…. es strengt unheimlich an, diese Windstille…wäre wirklich ‚nur‘ kein wind, alles kein Problem, aber wir haben eine meterhohe Dünung dabei und das zerrt an den Nerven. Die Segel zur Stabilisierung schlagen und schlagen….wann hat das ein Ende???
18.04.
Ein Unglück kommt ja selten allein…. und außerdem: segeln macht Spaß!!! Heute Nacht haben wir mal den Motor angeschmissen, da wir zur Zeit auch nur so die Batterien laden können, was ja sonst der Generator macht… weil sonst haben wir keine Beleuchtung, keine Navigation, keine Kühlschränke, etc.etc….nur keine Panik, also den Motor laufen gelassen, ein Ford Lehmann, gutes Stück, kriegt man nicht kaputt, hört auf den Namen: Herr Lehmann…na, ihr könnt euch denken, was passiert ist: Motorausfall in der Nacht!!!
Frank hat dann tagsüber erst mal nach dem Fehler vom Generator gesucht… evtl. hat sich vom ausgetauschtem Impeller in Afrika ein Teil ins Innere des Generators verflüchtigt… Fischer Panda…der Hersteller meint ja, die Kleinteile werden durch den Auspuff mit raus geschossen…hahaha, dem ist aber nicht immer so, wie wir schon feststellten… und so können Verstopfungen entstehen. Man stelle sich vor, der erst vor ein paar Tagen ausgewechselte Impeller ist also schon wieder kaputt!!! Neuen eingesetzt und alles wieder zusammen gebaut…hoffen das er nun wieder läuft. Aber irgendwie komisches Gefühl bleibt, weil das hat ja auch einen Grund… Haben dann Dank unseres Iridium Handys mit Rainer von der SY Lojan telefoniert, die beiden sind noch in Afrika und die von Frank evtl. angedachte Fehlerquelle bei Hr. Lehmann bestätigt bekommen. Dazu noch einige sehr hilfreiche Tipps für die Motorreparatur bekommen.
Unser 3. Mann/Frau an Bord: der Autopilot, genannt Frau Lehmann schwächelt auch und fällt ab und zu aus und lässt sich dann nur schwer wieder einstellen. Ich brauchte vor ein paar Tagen Nachts fast eine Stunde dazu!!! Irgendwie komisches Gefühl, wenn alles nacheinander kaputt geht… und irgendwie denke ich mir: warum passiert das alles eigentlich zu allem Übel auch immer noch Nachts???
Können den Fehler beim Motor noch nicht lokalisieren, Frank hat kl. Dieselpumpe ausgebaut und eine in Ersatz befindliche neue wird morgen eingebaut…wir müssen den Motor entlüften, das ist schon mal klar…morgen geht es weiter.
19.04.
Die Nacht haben wir uns mit einem treiben lassen und beide geschlafen. Zwar sind wir abwechselnd alle 90min mal gucken gegangen, aber bei so wenig Fahrt, in einem solch wenig befahrenem Gebiet, kann eigentlich nichts passieren.
Also Generator funktioniert wieder, Fr. Lehmann lässt sich einstellen, wenn auch schwer, aber sie funktioniert. Und der Motor, Hr. Lehmann, tja nach mehrfachen Versuchen, die Pumpe zu entlüften und da noch geguckt und dort noch geguckt, hat Frank den Schlauch gelöst, der vom Tank kommend, hin zum Filter geht und ebendieser ist total verstopft und zu… da kann kein Diesel mehr durch kommen!!! Der Männchen Ausdruck nennt sich: Dieselansaugleitung war verstopft. Das wird die Fehlerquelle sein… erst mal große, große Erleichterung, weil von Kolbenfresser bis Zylinderkopfdichtung wahrlich schon alles angedacht wurde. Nun wurde gereinigt und alle möglichen Kleinteile noch ausgebaut, die ebenso verstopft waren und nach einigen Stunden konnte ich als Glücksfee den Schalter von Hr. Lehmann wieder umlegen und ihn wieder zum Leben erwecken. Wir vermuten, dass unsere Tankanzeige nicht mehr richtig funktioniert und der eine Tank leer gesogen worden ist und das das die Dreckreste sind, die unten in jedem Tank schwimmen. So denken wir nun über neue Baustellen auf Bogomil nach, die sich: Tankreinigung nennen!!! Für diesen Erfolg gab es heute Abend lecker Steak, mit grünen Bohnen und Weißkohlsalat mit Kapern und Erbsen. Der Himmel ist verhangen, aber wir sind trotzdem guter Dinge. Vor uns liegt eine klitzekleine Inselgruppe Namens
–Peter und Paul- (übersetzt), gehört zu Brasilien. Die Inseln sind so klein, das man sie noch nicht mal im Atlas findet, man kann sie nur anlaufen, bei ruhigem Wetter…sprich wenig Wind. Solche Ziele entfallen natürlich ohne Motor, aber jetzt haben wir doch wieder Kurs auf dieses kleine Grüppchen gesetzt. Nach den üblichen abendlichen Segelmanövern ist Frank in die Koje gehuscht und ich habe noch ein bisschen Segel gezuppelt und mich dann an den Rechner gesetzt, Generator eingeschaltet, zum Batterien laden und ein bisschen geschrieben….nicht allzu lange… der Generator wurde langsamer und ein beisender Geruch stieg mir in die Nase, sofort habe ich den AUS Schalter gedrückt und die Klappe zur Werkstatt aufgerissen…kein Feuer, nur dieser Geruch… Frank stand auch schon neben mir und so stellten wir gemeinsam fest, dass es irgendwo beim Generator geschmockt hat, wo kann man im dunkeln natürlich nicht feststellen….aber morgen. Da fällt mir nur ein: segeln macht Spaß, ist entspannend und man hat irre viel Zeit zum Nichtstun, lesen und sinnieren…irgendwie können wir das zur Zeit nicht wirklich bestätigen, aber trotzdem ist die Stimmung gut an Bord der Bogomil und DAS alles wird uns nicht hindern unsere Ziele zu erreichen!
20.04.
Es ist einfach wahnsinnig heiß…, wir sind beide total fertig! Aufgrund der Hitrze kann man nicht schlafen, nicht innen und nicht aussen, dieser aktuelle Schlafmangel macht uns beiden gar sehr zu schaffen. Aber immer noch ist die kleine Inselgruppe Peter und Paul in unserem Focus….nur diese Hitze….
21.04.
Wir konnten in der Nacht nicht schlafen. Bogo rollt hin und her, man muss sich das so vorstellen: also eine Badewanne, Du liegst darin und die Wanne schaukelt mal ganz nach rechts und mal ganz nach links, das abwechselnd, dazu die Wellen, die an die Seite donnern und Dein Körper ist pitsch-patsch nass, Dir läuft die Soße nur so runter und es ist eigentlich alles zu viel! Ich meine, da sind Unmengen von Wasser um Dich rum und Du kannst nicht rein springen…oder sagen wir mal, wir machen es nicht. Ich nicht, weil ich Angst hab‘ und Frank wohl aus Solidarität nicht. Ich glaube, ich würde total unentspannt rum planschen, mit dem Wissen, da sind 3-4000m Tiefe unter mir. Tiefsee, was da alles lebt…..ne, ne, ne dann lieber Soße an Körper! Ca. 20sm vor Peter & Paul hat Frank eine Goldmakrele gefangen….ein richtig großes Teil, so ca 40-50cm lang….klasse, siehe Foto! Das gibt Fischcurry für ein paar Tage……….oooooohhh wie lecker!!! Und dann kam die Ernüchterung, die Dünnung und somit die Wellen waren so hoch, das wir nicht auf diesem kl. Flecken Erde anlanden können. Da sind aber dicke, dicke Krokodils Tränen gekullert bei mir!!!! Immerhin war das ein Umweg von 1-1,5 Tagen und wenn Du dann alles in greifbarer Nähe siehst, aber nicht anlanden kannst an Deinem ‚Zwischenziel‘……………..so ein Mist! Also nicht das man annehmen könnte, das wäre so ein Paradies…sind eigentlich nur ein paar aufgetürmte Steine, also die Spitze eines Berges sozusagen…aber wir hatten uns so gefreut. Stimmung ist am Tiefpunkt, zumal wir nach passieren der Inseln Null Wind haben, die Segel schlagen wieder, weil hohe Dünung…wir sind so müde………… Sind von den Inseln 5sm weg motort und haben uns dann treiben lassen, etwas gedöst, mehr ging nicht. Aber wir haben ein neues Zwischenziel: der Äquator liegt kurz vor uns.
Doch in dieser Nacht vom 21.-22.04.
Haben wir den Äquator
überquert!
Wir haben die Nordhalbkugel verlassen und uns auf die andere Seite, auf die Südhalbkugel begeben, ein erhabenes Gefühl…siehe Fotos, sogar mit Urkunde! Man kann, bei diesem berauschendem Ereignis, Kiel geholt, d.h. man bekommt eine Leine um den Rumpf gebunden, springt ins Wasser und lässt sich vom Anderen unter dem Schiff auf die andere Seite durch ziehen….so will es die –alte- Tradition bei Seglern, nicht so ein Ding, oder?
Also, ich ‚hätte‘ es ja getan, wenn Frank als Erster….aber irgendwie wollte mein Skipper nicht, war ja Nachts um 24 Uhr und überhaupt und dunkel und….also ich hätte es ja getan, wollte ich nur noch mal sagen…….grins!!! Wir haben uns dann die Flasche Sekt zu gefügt und das war wahrlich auch ein berauschendes Ereignis. Sterne über Sterne über uns und endlich kam auch mal der romantische Part auf dieser Reise zum Zuge, Mädels!!! Und wie auf Bestellung kam Wind auf und wir konnten beide mal wieder ein paar Stunden schlafen.
22.04.
Nicht verzagen, die Sonne geht auf, ein neuer Tag und wir haben wieder ein neues Zwischenziel: die Inselgruppe Fernando de Noronha, ein Naturparadies, ca. 230sm vor dem brasilianischem Festland. Wenn uns die Götter der Meere und des Windes holt sind, sollten wir es in 2 Tagen schaffen, dort anzulanden. Und sie sind uns holt, Bogo macht Rauschfahrt und saust die Wellen runter und hoch….hui…. Wir versuchen beide so viel als möglich Schlaf einzufangen, sozusagen unsere Akkus auf zu laden. Am Abend kommen wieder die gefürchteten Squalls auf, hat das den gar kein Ende??? Ich finde es bedrohlich und ein altes Segler-Sprichwort heißt: Wenn Du über das reffen nachdenkst –d.h. Du denkst darüber nach, die Segelfläche zu verkleinern, weil schlecht Wetter kommt- dann solltest Du es sofort tun und nicht weiter drüber nachdenken. Tja, mein Skipper meinte, ist doch okay, wird schon nicht so schlimm werden…ich war da wahrlich anderer Meinung!!! Was uns dann erwischt hat, war wirklich richtig in die vollen gegriffen….heftige Sturmböen, Regen überall, keine Sicht, wg. Regen und Einbruch der Dunkelheit. Wir waren so gut wie nicht gerefft im Groß, was bei dem Druck, der so plötzlich auf dem Segel lag auch nur noch bedingt möglich war. Bogomil hat sich ganz schön auf die Seite gelegt, Fr. Lehmann, unser Autopilot fiel aus und Frank steuerte, aber Aufgrund der Verhältnisse hat seine Brille beschlagen, er sah nichts mehr und in solch einer Situation steuert man nach den Anzeigen im Cockpit, die einem den Windeinfall anzeigen….Horror, geht gar nicht! Also stand ich da im Cockpit, vor den Anzeigen und habe meinem Skipper die Kommandos zu gerufen, mehr Steuerbord, mehr Backbord…etc….der ganze Spuck ging ca. 30 Minuten, gefühlte 2 Stunden wie wir fanden und dann war alles wieder gut…normale Winde, klare Brille, trockene Klamotten. Was lernen wir daraus? Gerefft wird ab sofort auf Bogo, wen es einer ansagt! Heidefix noch einmal, ich meine es war unangenehm, auch ein bisschen gruselig und mulmig, aber wir haben das zusammen gut hin gekriegt. Aber es war unnötig! Wobei ich sagen muss, auch mein Skipper ist der Meinung, man hätte früher….Schwamm drüber, das passiert uns nicht noch mal…ach ja, segeln ist schön und so romantisch, wenn man sich patsch nass die Kommandos zu brüllt, bei Wind und Wetter…. Aber es schweißt zusammen sag ich Euch!!!!
23.04.
Bogo hat es nun echt eilig, sie rauscht nur so dahin…sehr schön. Mir war ein wenig wummerig im Magen, die Wellen kommen so ein bisschen von der Seite schräg…gggrrrrr, mag mein Magen nicht. Frank döste den ganzen tag vor sich hin… bald haben wir es geschafft.
24.04.
Wieder so ein Tag mit Rauschfahrt, was für eine Belohnung für die letzten Tage!!!! Und dann ist es soweit: LAND IN SICHT!!! Wir können es sehen und es kommt näher, oh wie schön, schön, schön…………wir kreuzen auf, da wir vermuten, dass wir nur noch wenige Liter Diesel im Tank haben, es dauert, aber wir sehen es langsam näher kommen. Ca. 30 Minuten vor Einbruch der Dunkelheit fällt unser Anker bei 12m Tiefe. Wir lassen die gute Edelstahlkette, die mein Bruder Lars uns für einen super günstigen Preis noch besorgt hat, in die Tiefe rauschen, Fahrt zurück, Kette kommt hoch, Anker gräbt sich ein… FEIERABEND!
Ruhe, Stille, loslassen, Freude, Glück, Seligkeit!
Sicher, wir sind noch nicht am Festland, aber nach knapp 1500sm schrecken uns die restlichen 230sm wahrlich nicht mehr. Wir sind dann einfach mal beide ganz stumm, halten uns an der Hand, sitzen auf dem Dingi, auf dem Vorschiff, mit Kaltgetränk in der anderen Hand und bestaunen einen wunderschönen Sonnenuntergang. Ne‘ dicke Träne kullert über meine Backe…eine Freudenträne, alles gut. Wir sind gesund, haben es ‚fast‘ geschafft und morgen geht es an Land. Noch fix die Mamas zuhause angerufen und das war es erst mal. Nun heißt es nur noch SCHLAFEN!!!!!!!! Was bin ich erleichtert und ich glaub‘ der Lange auch.
25.04.
Heute sind wir erst mittags vom Schiff gekommen. Erst mal haben wir natürlich ausgeschlafen und gefrühstückt. Dann sind wir mal ne‘ Runde um Bogo geschwommen, um uns dann, nach 17 Tagen auf See landfein zu machen. Was für ein Erlebnis, aber nix hat geschwankt, wir sind einfach angelandet und losgelaufen…irre gutes Gefühl sag ich Euch! Und irgendwie geht man anders, so die Brust ist ziemlich gespannt, der Bauch ist flach eingezogen und man versucht trotz dieser Atemweise extrem lässig den Steg lang zu laufen, ich mach es kurz: wir sind zwei stolze, segelnde Hasen!!!! So wie alle anderen auch, die hier ankommen…cool. We did it!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Der Hafenkapitän ist nicht da, kommt später, so um 16 Uhr wieder, okay. Wir laufen zum Touri Info, kl. Kiosk und lassen uns erklären, dass es nur 2 Geldautomaten gibt. Einer davon ist am Flughafen und nur dort gibt es am Sonntag Geld….okay. Aber wir haben ja noch nicht mal Kröten um den Bus zu bezahlen, no problemo, die Dame zückt ihr Porte und drückt uns lachend einen 10 Real Schein in die Hand…ja, so etwas gibt es auch noch. Wir freuen uns, springen in den nächsten Bus und drucken gleich 2x Geld aus, am hiesigem Flughafen, weil es halt so schön ist und wir so berauscht sind und Technik und Menschen und reden und staunen und RIECHEN…LAND LAND LAND! Es riecht hier……..nach Blumen, grün pur….Paradies, was für eine schöne Inselkette…wir werden belohnt.
Zurück zum Porto geben wir der Dame ihr Geld wieder und trollen uns zum Büro vom Hafenkapitän, aber der kommt heut‘ nicht mehr, auch okay. Wir laufen dem Schild Internet hinterher und finden ein wunderschönes Restaurant mit bezaubernden Blick. Dort gönnen wir uns ein kaltes Helles und Fresschen…..mmmmmmhhh! Das Internet aber funktioniert nicht, nun dann eben im nächsten Ort, am nächsten Tag…denken wir. Wir lernen einen Berufsskipper aus Recife kennen, der auch vor Anker liegt und für einen Kunden ein Schiff überführt, plaudern und fühlen uns gleich wohl. Nach Afrika tut uns das hier und jetzt so gut, dieser Kulturkreis ist uns doch näher…. Abends wieder früh ins Bett, es gibt einiges aufzuholen, im Schlafbereich.
26.04.
Heute haben wir den Hafenkapitän angetroffen, alles sehr freundlich und sehr nett. Die dame vom Touri Büro war auch gerade bei ihm und hat über beide Ohren gestrahlt, als wir ihr, zum Dankeschön für gestern, deutsche Bonbons und afrikanische Kekse schenkten…süß, sie hat gleich einen Wortschwall auf Portugiesisch auf mich losgelassen und mich an ihre große Brust gedrückt. Aber was die hier für Summen aufrufen, um die Insel besuchen zu können, einfach irre!!!!!! Da müssen wir für gestern, heut‘ und morgen, Ankunft von vorgestern haben wir auf gestern verschoben, also da müssen wir für Bogo und uns beide sage und schreibe 650,-Real bezahlen, stolzer Preis, ca. 300,-€. Auch die Brasilianer vom Festland, die auf den Inseln Urlaub machen, müssen zahlen. Wir halt noch extra für das Schiff. Das ist uns doch ein wenig viel und wir entscheiden, so schön die Inseln sind, der Besuch wird nicht ausgedehnt. Also checken wir heute mit geliehenen Kanistern von unseren Brasileinischen Skipper Godor Diesel für Bogo. Ich fülle Wasserkanister und wir gehen unserer Versorgungstätigkeit nach. An Bord füllen wir um, von Kanister in Tank, was aufgrund des Seeganges gar nicht so einfach ist. Und dann………….geht der Hondamotor vom Dingi aus, just, als wir die Kanister leer haben und eben diese, weil geliehen, wieder an Land bringen wollen……..ätzend! Frank repariert 3 Stunden, nix geht mehr, unglaublich! Derweil erwischen uns Squalls, ich mit Regenschirm über Motor, wir reden nicht viel, Frank tobt innerlich……ich spür das!!! Also dann, irgendwann bauen wir unser 2tes Beiboot auf, was ein ziemlicher Akt ist, weil durch die Überfahrt ja alles unten, unten verstaut ist und wollen los rudern…WOLLEN….die Strömung und der Wind sind so heftig, das wir ziemlich schnell, ziemlich weit von Bogo Richtung offenes Meer getrieben werden……… aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!
Gemeinsam schaffen wir es doch zurück, ich bin fix und foxi. Aber wir wollen an Land! Der zweite Versuch, nachdem die Strömung und der Wind etwas weniger geworden sind geht klar…was für ein Einsatz schon wieder. Kanister zurück und wir fahren noch mit dem Bus in den Ort, kaufen nur das Nötigste für die letzten 2 Tage und sausen per Bus zurück zum Porto. Dort gönnen wir uns noch einen kl. Snack an Land, dann aber nix wie heim.
27.04.
Heute ist unser freier Tag, d.h. alles ist zum absegeln fertig gemacht und wir wollen heute in die Baia de Sueste -Süd-Bucht- fahren, um dort zu schnorcheln und hoffen darauf, dort Schildkröten zu sehen. Als wir alles gepackt haben, schwingen wir uns ins Dingi und Frank rudert uns in Richtung Hafen. Die Leute sind freundlich, alle winken, rufen Hallo und Willkommen. Der Bus kommt sofort und die Endstation ist auch schon unser Ziel. Uns wird ein Guide angeboten, aber wir wollen lieber alleine….Badesachen an und Weste geliehen, damit man, sollte man zu weit nach draußen treiben, nicht in Not gerät…ja und dann Kopf runter…puh, war der Boden aufgewühlt, die Sicht war wirklich räudig, aber einen kl. Rochen haben wir gesehen, große azurblaue Fische mit beigen, gelben Streifen und außerdem kleine, flinke, gelbe Fischchen und am Ende, als wir schon fast nicht mehr dran geglaubt haben, hat Frank noch seine Turtle in der Turtlebucht gesehen. Wir sind der Überzeugung, dass hier die Turtle-Trader ihren Anfang machten…smile….kl. Witz für Insider. Wir kämpfen uns also wieder zurück und sind doch ein kleines bisschen enttäuscht, wir hatten uns mehr versprochen, denken wir an die klare Sicht an unserem Ankerplatz, dort haben wir schon ganz andere Fische gesehen und nur unweit vom Schiff entfernt, ca. 5m Wasserschildkröten…nun ja, trotzdem war dies eine wunderschöne Bucht, in der Nachts die kl. Babyturtles aus ihren Eiern schlüpfen und gen‘ Wasser hoppeln. Es geht über den Hauptort zurück, dort gönnen wir uns einen Snack und versuchen….mal wieder, ins Internet zu kommen….schleppend, aber es geht und wir können endlich mal lesen, wer so alles geschrieben hat. Diese Insel ist ja ein Dorf, im Bus zu Bogo treffen wir dann Neca aus Sao Paulo wieder, die wir am Flughafen kurz kennengelernt haben. Sie macht hier Urlaub mit Ihrer Tochter, die ansonsten in der Schweiz lebt…wir steigen alle an der Endstation aus und gehen noch auf ein kühles Helles. Die beiden können es gar nicht glauben, da wir mit dem eigenem Schiffchen auf der Insel sind…es sind 1,5 Stunden, in denen mit Händen und Füßen geredet wird, die rudimentären Englischkenntnisse von Neca und meine rudimentären Portugiesisch Kenntnisse bringt uns oft zum Lachen. Aline, die Tochter plaudert mit Frank und am Ende drückt mir Neca ihre Base-Cap in die Hand als Geschenk…wie lieb! Vorne ist ein Krokodil drauf und hinten steht Jacare drauf…was unser nächstes Ziel ist! Es folgt eine intensive Verabschiedungszeremonie und die beiden fordern ein Hornsignal, wenn wir auf Bogo sind, weil sie Angst um uns haben….müssen wir doch erst mal aufs offene Meer rudern um zu Bogo zu kommen…aber alles geht gut und unter den herzliche Gute Nacht Rufen der Fischer ‚Bon Noche‘ rudert mein Skipper mich souverän heim! Dort drücken wir das Horn, versrochen ist versprochen, holen noch das Dingi hoch, klaren alles auf…morgen klingelt der Wecker um 5.30 Uhr und wir wollen dann gleich los…zu unserem Endspurt!
28.04.
In der Früh fix ein Kaffee in den Kopf und los geht’s…an der Westküste von Fernando de Noronha segeln wir entlang um dann einzuschlagen Richtung Jacare. Es waren ein paar schöne, wenn auch ‚etwas’ Überteuerte Tage, aber für uns ganz wichtig, mal wieder Erde zu spüren und der Geruch: Blumen, Palmen, Gras……………frisch gemähtes Gras, mmmmmmmhhhh….mit gemäßigtem Südost Wind gleiten wir nun also dahin, 6kn, 1-2m Welle, was will man mehr? Wir legen uns abwechselnd schlafen und genießen dieses entspannte segeln sehr. Heute Nacht hat der Lange Geburtstag und er guckt ziemlich verdutzt, als ich ihn um Mitternacht mit Ständchen, Zitronenkuchen und Kerzen darauf, bei doch etwas Seegang wecke….muss doch sein, oder?
29.04.
….Mitternacht: Geburtstag, Kuchen, Kerzen ausblasen und Geschenke….Frank könnte jeden Tag Geburtstag haben! Eine kl. Tasche, die eigentlich zum Geburtstag gedacht war, gab es ja schon in Afrika, weil da war ein akuter Mangel, im Bereich kl. und handlich. Nun gab es noch ein Buch, über den unsichtbaren Kontinent –Die Entdeckung der Meerestiefe- und eine Angelrolle, sprich Multirolle für die kulinarische Versorgung auf hoher See. Mein Skipper ist selig und ich hundemüde, trolle mich gen‘ Bett.
Das war ein wunderschöner Segeltag und die Muttis haben beide via Iridium zum Geburtstag gratuliert und das auf hoher See…Wunder der Technik! Wir rauschen mit 5-6kn dahin, es gibt eine klare Nacht, trotz näher kommender Küste wenig Schiffe… Brasilien wir kommen!
30.04.
Ach ja, das Segelleben, die Winde und die Welle….so schön es alles war, aber heute mussten wir die letzten Seemeilen noch ordentlich aufkreuzen, weil der Wind auf einmal von vorne, sprich aus 30° Grad kam…d.h. Du siehst das Land, kommst aber nur ganz, ganz langsam näher. Eigentlich wollten wir den Wechsel der Tide, sprich Hochwasser um 6 Uhr in der Früh nutzen um in den Fluss rein zu motoren. Nun ist es 13 Uhr geworden, einlaufendes Wasser ist mit uns. Und dann gibt es noch eine klitze, kleine Grundsatzdiskussion, wo nun eigentlich die Flußeinfahrt ist…da muss ich doch mal auf meine Autorität als Navigatorin klopfen….ich glaub, mein Skipper ist einfach nur noch müd‘, müd‘, müd‘….so wie ich, bin genauso müd‘ aber er gibt dann nach, als er realisiert, die Tonnen sind dort, wo ich immer wieder hin deute. Der Fluss saugt uns rein und in Null Komma nix, sprich ein Stündchen später, um 14 Uhr springe ich von Bord und binde Bogo fest:
Wir sind endlich und wirklich
angekommen!!!
Am 30.04. um 14 Uhr!
Fix werden die Leinen noch mal nach gezogen, wir klingeln noch mal kurz zuhause durch und berichten von der glücklich Anlandung, 2 Zentnersteine poltern in Berlin und Frankfurt von zwei Mutterherzen, wir können es hören!!! Stellen uns kurz dem Manager Phillipe vor, ein Franzose, der hier vor 4 Jahren diese kl. Marina hat errichten lassen und wackeln dann los, beide nur in Boxershorts, Flip Flops und irgend ein schnell gegriffenes t-Shirt… uns ist alles egal, wir wollen einfach nur saugen: Gerüche, Natur, Palmen….Grün, Grün, Grün…laufen in Richtung Restaurants, ca.10min Fußmarsch. Ich entdecke noch die kl. Werft von Brian und schaffe es tatsächlich, meinen arg müden und abgekämpften Skipper da auch noch rein zu zerren. Brian ist ein 73 Jahre alter Engländer mit kl. Werft, das hatte ich schon recherchiert…nein, leider kann er uns nicht raus heben, sprich Bogo, zu schwer! Okay, wir trotteln weiter, Richtung Restaurante, Frank droht….Requisiteurin hin oder her, JETZT wird nix mehr gecheckt! Okay, okay hast ja recht, Tisch, Stuhl, großes Helles und Fresschen. Genial! Noch ein großes Helles und nach dem drittem -!- großem Hellen schwanke ich am Arm meines Skippers GLÜCKSELIG zu Bogo. Frank schwankt auch, weil er so müde ist….fix geduscht und schlafen, welche ein Genuss, wir sind da!
Nun sind die Würfel gefallen, nachdem wir, getreu unserem Motto:
Der Weg ist das Ziel! Unser Ziel erreicht haben, fliegen wir am 18.05. heim. Zuerst geht es per Taxi von Jacare zum Busbahnhof nach Joao Pessoa, dann per Überlandbus von Joao Pessoa nach Natal. Dort steigen wir in den Flieger nach Amsterdam. Nach einem kleinem Aufenthalt in Amsterdam steigen wir im dortigen Hauptbahnhof in unseren Zug Richtung Heimat: Berlin, Prenzlauer Berg und werden dort am 19.05. ankommen!
Wir freuen uns auf unser zuhause und auf die Familie, als auch unsere Freunde!!!