17.11.-…12.10 –Jacare, Fortaleza,…

Es geht los, es geht los …Hurra!!

der Wecker klingelte und wir zwei sind fröhlich aufgesprungen, haben uns noch ein kleines Frühstück gegönnt und Reste verpackt, man kann sich das gar nicht vorstellen, die Liste ist lang, bis man alles erledigt hat. Um 6 Uhr hieß es Leinen los, Guilherme, alias Bill aus Rio war auch schon wach und verabschiedete uns, ebenso John aus Alaska, ansonsten lag der Steg noch im tiefstem Schlaf. Wir freuen uns winke, winke und los geht’s… bisschen Motoren, an Inseln vorbei, an Cabedelo vorbei und ausgespuckt hat uns der Fluss ins Meer. Nach den ersten Seemeilen schmeißen wir erst mal Frau Lehmann an, zur Erinnerung, Herr Lehmann ist unser Hauptmotor, ein Ford Lehmann, Frau Lehmann  –sin Fru, wie der Hamburger sagt- unser dritter ‚Mann‘ an Bord, die Autopilotin. Und so trudeln wir seglnderweise vor uns hin, dösen beide etwas und versuchen uns ans Geschunkel zu gewöhnen, nach 6 Monaten Abstinenz meutern auch unsere Mägen, trotz Seekrankheitsmittel, na…wird schon werden.

Und da passiert es, das, was unsere komplette Fahrt durcheinander bringt, auf einmal, aus dem nichts heraus fällt Frau Lehmann aus und sie lässt sich auch partout nicht wieder auf den Kurs bringen, sobald wir sie wieder eingestellt haben und sie nach steuerbord –rechts- lenken musste war alles gut, aber nach backbord –links- hat sie nicht mehr gelenkt! Am Anfang hatte ich noch Spässle gemacht und rum geulkt…von wegen, ob die gute Dame wohl ein nervöses ‚breakdown‘ hätte etc…. aber nichts geht mehr. An eine etwaige Reparatur ist gar nicht zu denken, ist doch Frau Lehmann tief unter unserer Koje installiert, Kopf über dort zu arbeiten, das geht gar nicht bei diesem Seegang. Sicher die elektronischen Geräte auf Bogo sind z. T. 15 Jahre ‚alt‘, d.h. aber nicht, das sie deswegen schlecht sind, oder ausgetauscht werden MÜSSEN. Die Technik hat sich aber doch irre entwickelt und so war uns klar, dass wir das ein oder andere ändern wollen und müssen, die Dinge greifen ja ineinander. Frau Lehmann hat schon manchmal gezickt, insbesondere bei Kreuzseen, aber so etwas kommt vor.

Nun, bevor ich mich nun ergieße in langen Tiraden, …. mach ich es kurz und bündig:

Wir mussten 4 Tage und 3 Nächte -413sm- unentwegt steuern. Der Rest vom ersten Segeltag und die darauffolgende Nacht schafften wir einen 3-3,5h Stunden Rhythmus, was uns zwar nicht beflügelte, aber einem doch die Illusion von Schlaf gibt. Diesen Rhythmus konnten wir noch am zweiten Tag aufrecht halten, doch in der zweiten Nacht verließen uns die Reserven, die Seen nahmen an Größe und Höhe zu und das steuern wurde zur Qual, zum einen körperlich anstrengend und zum anderen ist natürlich die Anspannung groß, weil alles in deiner Hand liegt. Es ist halt etwas anderes, wenn man mal steuert, aus Spässle, für 2,3,4 oder auch mehr Stunden um die Batterien zu schonen, oder ob man muss! Schnell hatte der Platz hinter Steuerrad seinen Namen weg: der Sklavenplatz. Da die Seen so hoch waren und die See an sich auch unruhig, konnte man nicht wirklich seinen Platz verlassen, d.h. du warst festgekettet für die Zeit deiner Wache. Mit dem Anderem war eh‘ nicht zu rechnen, da jeder von uns wirklich total erschlagen in die Koje und in den Tiefschlaf gefallen ist. Am dritten Tag haben wir uns dann fürs beiliegen entschieden. Für ca. 3h Stunden stellten wir die Segel so ein, das sich Bogo nur noch leicht bewegte, mit der Strömung sogar 2,5kn in die richtige Richtung gemacht hat und wir…. wir haben geschlafen! Ein ordentliches Bauernfrühstück hat uns dann wieder etwas Kraft gegeben. An Natal waren wir nun schon lange vorbei, aber wir realisierten auch, wir brauchen eine Pause, beide. Also steuerten wir Fortaleza an. Die letzte Nacht hat dann auch so ziemlich alles aus unseren Akkus rausgezogen, die Wellen waren so hoch, das ich den Niedergang Nachts verschlossen habe, weil ich Angst hatte, die Wellen steigen ins Cockpit ein!!! Was nicht ganz unberechtigt war…

Jedoch mussten wir am vierten und letzten Tag –Samstags- der Odyssee, noch mal beiliegen, unsere Akkus laden. Fortaleza haben wir dann in Dunkelheit angesteuert, mit den gekennzeichneten Fracks auf der Seekarte und den verschiedenen Molen etwas konfus, dazu die vielen Lichter an Land, aber am End‘ viel der Anker…UFF!

Am nächsten Tag haben wir erst mal ausgeschlafen und dann recht schnell entschieden, hier bleiben wir, ist zwar etwas rollig, aber wir brauchen noch einen Tag Ruhe.

So hieß es Anker hoch am Montagmorgen und wir motorten in die hiesige ‚Marina‘, die nur aus einem Steg besteht…nun ja also keine wirkliche Marina ist, ist auch kein wirklicher Steg, sondern Schwimmpontons, die mal als Arbeitsfläche dienten, egal, festmachen und Luft holen. Die Leinen wurden uns von diversen anderen Seglern abgenommen, worüber wir sehr glücklich waren, weil solch ein Anlegemanöver hatten wir beide nicht in der gesamten gemeinsamen Segelzeit und auch nicht davor gemacht. Man wirft den Anker, ca. 30m entfernt vom Steg und lässt sich dann von hinten auf den Steg treiben………….kein gutes Gefühl!!!! Nachdem alles festgezurrt wahr, wir alte Freunde, die beiden Japaner –Fuji & Hide-, wir nennen die beiden liebevoll Fuijama und Heidi, was sich wohl sehr gut anhört, beide strahlten uns an… aus Jacare begrüßten…wurden wir auch von der restlichen Seglergemeinschaft herzlichst begrüßt. Da eine junge französische Einhandseglerin, –Virgine- der das Ruder fasst abgefallen wäre beim segeln, Taucher haben es im hafen abmontiert…nun liegt ebendies auf dem Steg, sie möchte es reparieren und weiter segeln.  Raoul und seine Frau aus Frankreich, die Jacare angesteuert hatten, aber nicht mehr gegen an konnten und dann abgefallen sind nach Fortaleza und die 6 brasilianischen Schiffe die im Konvoi segeln. Außerdem noch 2 Deutsche Schiffe aus Hamburg, eines unbewohnt, eines Verchartert und ein Kroate. In diesen Tagen kommen noch 2-3 andere herein, ein bunte Gemeinde also. Der ’Steg‘ gehört zum hiesigem 5 Sterne Hotel und der Preis ist happig, aber alle Facilities sind inklusive. Nach einem Tag rumlaufen realiaieren wir, 5 Sterne brasilianisch sind 3 Sterne in Europa, aber macht nichts, großer Pool und frische Handtücher jeden Tag, außerdem kann man Fitness, Sauna…hihihi und alles andere benutzen. Uns ist aber eigentlich nur nach REPARATUR zumute.

Die Leinen wurden uns unter anderem von Dorival abgenommen, ein Brasilianer, der mir in die Augen sieht und wohl die rabenschwarzen Augenränder realisiert, woher wir den kommen und wie unsere Überfahrt war…nun wir erzählten und er meinte sogleich, wir sollen uns mal keinen Kopf machen, er wäre Fachmann für derlei Arbeiten, Berufsbezeichnung: Elektronik Ingenieur! Er kann das reparieren!!!!!! Ich denke mir nur: ein Engel mit rabenschwarzer Armbehaarung, Gott wie schön wäre das den!!! Am Nachmittag kommt er auch schon vorbei, schaut sich alles an und meint er geht jetzt die Teile kaufen…das Engel hat ein strahlendes Lächeln und meint nur, das wird schon. Frank und ich sind total geplättet, ganz gleich was daraus wird, es ist schon phänomenal, wie sehr die Seglergemeinschaft zusammen hält. Da kennt man sich gerade mal 10min…was heißt hier eigentlich kennen??!!! Und schon wird Hilfe angeboten. Sicher haben auch wir schon öfter geholfen, Hand angelegt und gute Ratschläge, Tipps  und dergleichen gegeben, aber das hier ist echt irre. Dorival möchte nun am heutigen Tag, nach dem Einkauf und auch tags drauf an seinen neuen Dieseltankdeckel basteln, da der alte leckt, dann hilft er uns. So verbringen wir den Dienstag mit einer Fortaleza Erkundungstour. Es ist eine Großstadt, 2,2 Mio. Einwohner, sehr großer Kriminalitätsrate, wir laufen umher und gehen einkaufen im Hellen, abends sind wir wieder an Bord. Am Mittwoch wird auf der SY Luthier gelötet, Dorival lötet und Frank reicht an. Ich halte mich dezent zurück und wage nicht zu viel zu hoffen. Es wird eingebaut, probiert  und wieder ausgebaut. Auch am Donnerstag wir gelötet und überbrückt…der gute Dorival gibt wirklich alles, aber die Platine ist durchgebrannt und so muss er die Flügel strecken und ist auch mit seinem Latein am Ende. Mittlerweile hat Frank mehrfach mit dem Hersteller in Deutschland via Skype telefoniert, eine neue Platine gibt es nicht mehr, Teile nach Brasilien, bzw. Südamerika schicken, sehr schwierig, kommen meist nicht an!!! Und was nun?????????????? Nun, wir haben noch einen Windpiloten, einen Autopiloten, der nicht elektrisch funktioniert, sondern vom Wind angetrieben wird, das gute Stück wurde vor meiner Zeit auf Bogo 2,3x auf der Ostsee ausprobiert und hat so medium gut funktioniert. Wir haben es nie richtig benutzt…hatten ja Frau Lehmann!!!  Nun wurde also die komplette Anlage zerlegt und gereinigt und gefettet und nun hoffen wir sehr, dass wir einen Windpiloten haben, der funktioniert. Wir waren dann noch bei der Immigration, dem Zoll und dem Hafenkapitän und haben noch mal eingekauft. Gestern und heute gab es scharfes Geschnetzeltes, mit Brechbohnen, Möhren und Kartoffeln, sehr deutsch, aber uns war so danach. Den heutigen Tag haben alle Segler ‚for free‘ hier gelegen. Der Chefe hier vom Ganzen ‚schenkte uns den Tag….war wohl eher Panik, weil eigentlich wollten alle heute los…… smile…… ganz  Kulisse weg!!! Morgen stechen wir in See, Fujijama und Heidi sind schon heute los und wir gehen mit Virgine und den 6 brasilianischen Schiffen, alle steuern wir die Insel : Ilha dos Lençois an, ein absoluter Geheimtipp und so lassen wir uns überreden, nach all dem hin und her tut das sicher gut, mal eine Insel, keine Großstadt, schwimmen und ausruhen. Außerdem sind das ca. 450sm, d.h. wenn alle Stricke reißen, und der Windpilot nicht funktioniert, dann brauchen wir eh‘ eine Pause nach dieser Zeit. Wir spucken uns morgen über die Schulter…toitoitoi wie beim Theater vor der Premiere und los geht’s! Ahoi, ahoi wir melden uns, wen  wieder Internet zu haben ist…und wer bei uns sein möchte, der gibt an unter Google map: Ilha dos Lençois und klickt dann auf Fotos…… ein Traum!