Überfahrt Kanaren-Senegal
08.02.-17.02.10 -Überfahrt von Gomera nach Dakar, Senegal-
Endlich war es soweit und am 08.02. haben wir den schönen Hafen in San Sebastian verlassen um ganz in der Nähe, vor Santiago vor Anker zu gehen. Hans von der SY Blue Chip hat kräftig sein Horn tuten lassen, so wie es üblich ist unter Fahrtenseglern, wenn einer eine Reise 'tut' und den Hafen verlässt.
Wir wollen uns langsam an das nun vor uns liegende Schaukeln gewöhnen und ankern noch eine Nacht. In der Bucht von Santiago, ca. 5sm entfernt haben wir ein nettes Plätzchen gefunden. Frank liegt schon in der Koje und ich troll mich auch gleich...spannende Zeiten liegen vor uns...
Um 13.30 Uhr am 09.02. haben wir die großen weißen Lappen gezogen und los ging es Richtung Dakar, Senegal.
Angesetzt haben wir ca. 10 Tage für ca. 850sm, wer weiß, vielleicht geht es auch schneller? Nordöstliche Winde schoben uns mit 3-4Bf und ca. 2m hohen Wellen in Richtung Afrika…sehr angenehm und zum eingewöhnen perfekt…bis zu dem Moment, als wir die Genua-Schot um die Steuerbordwinsch legen, da tut es eben diese nicht mehr und das 2h nach Anker auf. Tja, was tun??? Die Winschen hatten wir nicht mehr gewartet, nicht aus Faulheit, sondern wir haben gemeinsam beschlossen, das wir das in Afrika machen. Hierzu muss ich sagen, alles was mit Streicharbeiten zu tun hat: Deck streichen, Holz streichen hasst der Skipper und ist somit der Job von die Maat. Winschen warten ist, nach Meinung des Skippers wie streichen…smile…es ist zum Mäuse melken, aber auf See hat der Skipper ja immer recht, diskutieren und Tee trinken können wir, sobald eine Landverbindung besteht…diejenigen unter euch, die uns länger kennen, wissen, wie das gemeint ist…hahahaha…streichen ist auf Bogomil ein ziemlich weit gefächerter Ausdruck!!!
Dazu muss man jede einzelne Winsch komplett auseinander nehmen, entfetten, neu fetten, Kleinteile ölen und zusammen bauen. Man arbeitet mit Verdünner, was bei Frank auf See sofort zu Brechreiz führt. Es hatte sich eindeutig das ‚alte‘ Fett sozusagen verharzt in dieser Winsch und wir mussten handeln, zumal wir ja auch nur durch öffnen der Winsch erfahren konnten, ob evtl. schwerwiegende Teile kaputt sind, dann hätten wir umdrehen müssen.
Kurz, die Maat hat dann ein Auffangnetz gebastelt, sollte einem ein Kleinteil aus der Hand springen…und 2h, bei 2m hohen Wellen die Winsch zerlegt, gereinigt und blabla…nun schnurrt sie wieder, der Skipper war stand by unten und ziemlich froh, dass er nicht ran musste. Es schweißt einen halt extrem zusammen, dieses Leben auf See, kann der Eine mal nicht, dann kann der Andere und es ist ein gutes Gefühl, sich aufeinander verlassen zu können.
10.02.
Noch sind wir recht müde. Das Wache gehen strengt an und wenn man so mitten in der Nacht aufgeweckt wird, dann braucht man eine ganze Weile um zu sich zu finden. Heute hatte wir nur eine Schiffsbewegung, der Radarwarner, unser Wachhund hatte sich gemeldet. Außerdem die 2. Reparatur auf See!!! Der Schäkel vom Unterlikspanner –auf Deutsch, für nicht Segler: das Teil, aus Metall, das den unteren Teil des Großsegels am Mast verbindet- war verlustig. D.h. man kann das Segel nicht mehr einrollen…könnte brenzlig werden, wenn man die Segelfläche nicht verkleinern, sprich reffen muss, wenn mehr Wind kommt…
Der Skipper hat dann –angeleint, versteht sich, da ich noch geschlafen habe- Mastverkleidung abgebaut und einen neuen Schäkel angebaut. Sicher kein großes Ding, merkt man es rechtzeitig. Merkt man es zu spät, kann es üble Folgen haben…
Hoffentlich geht das so nicht weiter!!!
11.02.
Die Müdigkeit lässt langsam nach und nachdem wir nun 2 Tage Rindergeschnetzeltes mit Reis, was vorgekocht war, gegessen haben, gab es heute Frikadellen aus der Tiefkühlbox, mit Soße, Reis und Salat…lecker!
12.02.
Heutiges Etmal –Tagesdistanz die gemessen wird von 12 Uhr gestern bis 12 Uhr heute-
129sm, für Bogomil sensationell!
Der Tag der Wale!
Heute haben wir über den ganzen Tag verteilt 5 Wale gesehen. Leider einfach 4x zu weit weg und viel zu schnell. Man hört diese Fontäne und sieht dann den Buckel, mal größer, mal kleiner…die Majestäten der Meere…so schön…jedoch einmal ist einer direkt neben Bogo aufgetaucht. Zu schnell um ein Foto zu machen, was uns blieb ist dieser leicht fischige Geruch beim ausspeien der Fontäne und die Gewissheit, der hat uns im Auge!!! Heute gab es warmen Möhrensalat mit angerösteten Sonnenblumenkernen & noch mal Frikadellen…
der Skipper reibt sich das Bäuchlein…die Maat auch. Leichte Brise, könnte mehr sein, aber wir sind trotzdem zufrieden, Bogo schnurrt so dahin.
In der Nacht fuhr ein Tanker frontal auf uns zu, er kann auf seinem Bildschirm erkennen, dass wir ein Segelschiff unter Segel sind, was sehr wichtig ist, weil trotz Berufsschifffahrt muss er uns ausweichen, da wir segeln…nun, verlassen tut man sich auf so etwas nicht, darum gehen wir auch Wache. Dank –AIS- konnten wir dann erkennen, wie er seinen Kurs korrigierte und somit uns ausweichte.
13.02.
So schön warm war es, das wir auf dem Vorschiff frühstückten. Ansonsten ist der Wind leider eingeschlafen und wir mussten viel motoren, das zerrt an der Nerven, aber die Flauten auszusitzen haben wir keine Lust, das haben wir oft genug getan in den Jahren zuvor! Da muss das Essen abends eine Belohnung sein, ist es doch auch die Zeit, die man gemeinsam verbringt: Kartoffelpuffer mit wahlweise Schnittlauchquark oder Apfelmus…mmmhhh. Schöner Sonnenuntergang…
14.02.
Heute war wieder ein sonniger, schöner Tag und diesmal haben wir Rauschefahrt gemacht unter Groß und ausgebaumter Genua….ein Traum! Gleichmäßig segelt Bogo dahin, die Dünung ist immens hoch und langezogen Ich durfte ein bisschen mehr schlafen….hatte kleine Müdigkeitsattacken. Unsere Gastlandflagge haben wir gesetzt. Und Abends gab es auf Wunsch vom Skipper: süßen Reis.
15.02.
Einen kleiner Regenschauer hat Frank heute Morgen gleich genutzt um zumindest an der Seereling das Salz abzuwischen. Bogo ist wahrlich salzverkrustet! Unser Ford Lehmann Motor musste heute ab Mittag wieder seinen Dienst tun. Das –AIS- zeigt viele Schiffe um uns rum.
16.02.
Warum sind die Nächte immer so lang und die Tage so kurz??? Unsere Q-Flagge für Quarantäne, das Zeichen, das wir gesund sind und in einem fremden Land einklarieren möchten, ist gesetzt. Es wird Zeit, das wir ankommen, ob wir es noch bis heute Abend schaffen -?- wir vermuten nicht…heute war Frank der Koch und hat uns Spaghetti-Pesto gezaubert. Nachts an einem fremden Ankerplatz anzulanden ist zu gefährlich.
17.02.
Wir haben die ganze Nacht gedümpelt, mal segelnd, mal unter Motor. Hier sind enorm viel Schiffe unterwegs, Dakar, einer der größten Häfen in Westafrika und dann noch all‘ die unbeleuchteten Fischer…wir sind hundemüde, beide! Aber die Sonne geht auf und all‘ die Anstrengung ist vergessen, wir steuern Dakar an und freuen uns, was ein Bild von See aus.
Wir haben unser Ziel erreicht!
Werden herzlichst empfangen von unseren Segelfreunden Daphne & Rainer von der
SY Lojan, mit selbstgebackenen Käsekuchen, ein Traum nach der Reise. Die beiden sind schon am 14.02. hier angekommen. Sie versorgen uns mit Baguette und Obst, an Land dürfen wir noch nicht, da wir dann sofort einklarieren müssen. Das behalten wir uns für den nächsten Tag vor.