14.01.-15.01.2011 Überfahrt Trinidad-Grenada
Wir sind heute sehr früh aufgestanden, haben wir doch heute noch eine Menge zu erledigen, bevor wir in See stechen. Kleines Frühstück….bloß nicht zu viel Essen, man weiß ja nie, was einen da draußen erwartet. Hören uns die hiesige Funkrunde an, während wir unseren Kaffee schlürfen und da kommt sie wieder, die Schlechtwetterwarnung, die auch in den letzten Tagen immer wieder durch den Äther ging. Nun ja, 3-3,5m hohe Wellen, das ist wahrlich nicht schön, der Wind ist angekündigt mit 25kn aus Ost, was ja ‚eigentlich von der Richtung her optimal für uns ist…‘, könnte ein bisschen weniger sein. Sei es drum, wir räumen also das übliche Prozedere weg und fahren mit dem Dingi und dem spuckendem Honda Außenbordmotor, -dem man wahrlich nicht mehr trauen kann, schafft er es noch, oder nicht???- an Land. Dort verabschieden wir uns von der SY El Lobo und ihrer crew, beide bitten uns, das wir uns unbedingt melden sollen, wenn wir drüben ankommen und ob wir es uns nicht noch mal überlegen wollen und die Wellen sind so hoch und…wird schon werden. Von unseren brasilianischen Freunden und von Virgine, der Französin, winke, winke… man wird sich wiedersehen. Schieben uns noch einen indischen Roti beim Lieblingsimbiss rein, Art Fladen mit Fleisch oder Gemüse gefüllt. Frank checkt zum letzten Mal im Internet das Wetter, während ich noch etwas einkaufe. Dann huschen wir mit dem Dingi zum Zoll und der Immigration, alles geht fix und wir werden abgestempelt. Mit den Papieren zum Duty free, Dankeschönflasche für all‘ die Hilfe für Graham und ein paar andere Fläschchen für uns und zurück geht es. Fix verstauen und schon steht mein Skipper vorne am Ankerkasten und hebt die Kette hoch, während ich uns raus manövriere.
Ade Trinidad, wir kommen wieder, aber jetzt wollen wir erst mal weg von diesem schaffensreichen Ort und mal ein bisschen das tun, weswegen wir hergekommen sind, schnorcheln, schwimmen, lesen, essen, trinken, schlafen, schnorcheln,….halt doof tun. Wir tuckern ca. 30min. und flutschen dann mit der Tide zwischen Trinidad und Monos Island durch.
Und ja, die Wellen sind hoch. Und ja, sie sind kreuz und quer. Und ja, all‘ die gecheckten Wetterdienste haben gesagt, der Wind kommt aus Ost –ALLE wohlgemerkt!- er kommt aber aus Nord-Ost und DAS ist mal wieder unsere Richtung…ach ja, wie sollte es auch anders sein…ca. 90sm liegen vor uns….
Zur Erklärung: wir sind nicht unvorsichtig, oder sonstiges, weil wir bei diesem Wetter raus gehen. Bogomil ist echt ein STARKE Dame, die packt das schon. Der Grund ist auch nicht mein Geburtstag, weil da habe ich ein ganz klares Veto eingelegt, lieber bin ich auf Trinidad und verlasse die Insel ein paar Tage später, aber sicher! Nein, der Grund ist ein ganz anderer: leider, leider gibt es in dieser Region doch einige Überfälle, bzw. Übergriffe von Piraten die aus Venezuela kommen, auf Segler. Ein sehr, sehr trauriges Thema und auch ein nicht ganz ungefährliches Thema. Da wir es ablehnen hier und jetzt irgendwelche Schauergeschichten zu erzählen, nur so viel dazu: die Segler auf Trinidad haben sich insofern organisiert, das sie in größeren Einheiten die Insel verlassen. Das schreckt ab und man kann über Funk im Kontakt bleiben, sollte dann einer aus der Gruppe in Schwierigkeiten geraten, so helfen die Anderen. So und ähnlich verhält es sich auch im roten Meer, auf der Höhe von Somalia. Ein trauriges Thema ist das Ganze, weil natürlich nur noch wenige Segler nach Venezuela gehen, aus Angst und das ist ja auch nicht ganz unbegründet. Wir würden noch nach Venezuela gehen, aber nur mit 1-2 anderen Schiffen im Konvoi, das schreckt die Piraten ab.
So und nun komme ich mal auf den Punkt: diese Kerls, die es von ihrem obersten Häuptling, Präsident Hugo Chaves von Venezuela nicht anders vermittelt kriegen, d.h. man nehme sich von den Reichen und in deren Augen sind Segler reich. Das Land steckt in der Wirtschaftskrise, die Arbeitslosigkeit ist hoch, da kann man doch mal schnell… leider realisieren sie gar nicht, was sie dem Land, der Küste, dem Tourismus damit antun…nehmt es von den Reichen, egal wie! Leider auch mit Gewalt.
ABER, bei solch einem Schietwetter, wie der Hamburger zu pflegen sagt, da ist kein Pirat mit seinem Speedboot unterwegs, sondern, wenn überhaupt nur Segler, mit ner‘ dicken Bogomil, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen. Das ist auch der primäre Grund, warum wir auf dieser Passage keine Freunde mitnehmen würden. Wir denken, es reicht, wenn man sich selber an gewisse Grenzen –bewusst- begibt, aber das muss man nicht mit Anderen tun. So nehmen wir in Kauf, das wir seekrank werden, ich schlucke dann doch eine Pille, bevor wir losgehen, Frank folgt kurz danach…aber schlecht kann einem ja trotzdem werden. Der Trip ist ruppig, ungemütlich und wir beide haben in jeder in seiner Wache die Augen weit auf. Frank beobachtet ein Schiff, das zwar langsam, aber stetig immer näher kommt, jedoch dann abdreht. Ohne AIS -Schiffserkennung- und ohne Radar schiebt sich Bogomil in Richtung Grenada. Es regnet z.T. in Strömen, man kann seine Hand vor Augen nicht sehen, aber im Morgengrauen freuen wir uns sehr, dass wir Grenada schon erkennen können. Wir sind wir beide hell wach, leicht gerädert, weil an Schlaf war nicht wirklich zu denken und steuern auf die Südspitze zu, wollen die Insel dann westlich umfahren. Wir wissen das in der vor uns liegenden Prickly Bay die SY Karma –Iren- und die SY Luthier –Brasilianer- liegen, mit den letzteren wollen wir uns auf Union Island treffen um Geburtstag zu feiern. Kurz vor der Bay, ca. 2-3sm davor sage ich zu Frank…ich schalte mal die Funke ein und rufe die SY Luthier, mal sehen, ob sie noch da sind, oder schon los. Gesagt getan… Dorival ist sehr schnell am Funkgerät und erklärt uns…eine unterschwellige Hektik und eine gewisse Atemlosigkeit liegt in seiner Stimme, das sie gerade aus der Bay raus sind, sofort aber wieder umdrehen müssen, weil sie irgendeinen Defekt am Ruder haben, sind nicht richtig manövrierfähig. Das Wetter hat sich zwar beruhigt, aber es ist auch hier eine ordentliche Welle und so sind wir nur ganz kurz miteinander. Ich zücke das Fernglas und beobachte die beiden, mit ihrem kleinem Holzschiffchen, welches wie eine Nussschale tanzt, kehren sie um und huschen wieder in die sichere Bucht. Nun beratschlagen wir uns, haben die beiden uns doch auch schon sehr viel geholfen und so entscheiden wir spontan, das wir auch in die Prickly Bay rein gehen und erst mal sehen, was genau bei den beiden los ist. Gesagt getan, schnell noch die Grenada Fahne hoch gezogen und schon huschen wir rein, in die Bay und werfen den Anker, keine 20m entfernt von der SY Luthier, neben ca. 70 anderen Yachten. Fix ziehen wir uns die Badeklamotten an und schwimmen zu den beiden rüber. Tja und da wird beratschlagt und erwogen und überhaupt, noch ist die Ursache nicht 100% klar, jedoch entscheiden wir, dass wir in der Nähe bleiben. Es ist immer gut, wenn man weiß, da sind Freunde die helfen einem, ohne viele Worte, wenn man selber nicht mehr weiter kommt. Also zurück zu Bogo, Dingi zu Wasser gelassen und mit den Papieren zur Immigration und zum Zoll. Alles geht sehr schnell und Stempel und dann sitzen wir auf Bogo und schauen uns um, unsere 3. Karibikinsel…..bisschen viele Segler….aber nun gut, mal sehen, was es hier noch so gibt….
So war das, für all‘ die, die uns auf Union Island an meinem Geburtstag gewähnt haben, wir konnten und wir wollten dann auch nicht weiter fahren. Es gibt da so ein ungeschriebenes Gesetz zwischen Seglern, insbesondere wenn man auf großer Fahrt ist. Daran halten sich auch alle und sicher kann man nicht immer und jedem helfen, aber in dieser Situation ist es einfach klar gewesen.